Tag 8

Heute sind wir früh auf. Ohne zu frühstücken und ohne Kaffee brechen wir auf, wir müssen unbedingt unseren Wasservorrat auffüllen und die Abwassertanks leeren. In Spanien gar nicht so leicht, stellen wir fest. Das Abwasser müssen wir dann tatsächlich irgendwo im Wald entsorgen, da es keine Entsorgungsstation gibt.

 

Wir fahren auf der westlichen Seite wieder durch die Pyrenäen zurück nach Frankreich, die aber bei Weitem nicht so schön ist wie die östliche Seite. Ein Teil der Strecke führt entlang des Jacobswegs und wir begegnen vielen Pilgern – zu Fuss und mit dem Fahrrad. Es hat wieder angefangen zu regnen und es ist neblig und kalt.

 

Es ist mir immer wieder ein Rätsel, warum sich so viele Menschen ausgerechnet auf den Jacobsweg machen, um ihre Grenzen zu erfahren. Zumindest dieser Abschnitt führt kilometerweit an der befahrenen Strasse entlang, ist ziemlich steil und landschaftlich wenig attraktiv. Für meine Grenzen wüsste ich wesentlich schönere Wege mit weitaus weniger Menschen...

 

Die kleinen Dörfer unterwegs sind allerdings alle sehr schön, jedes mit einer grossen Kirche (für die Pilger...) und sehr hübsch zurechtgemachten Übernachtungsmöglich-keiten.

 

Zurück in Frankreich, finden wir schon nach wenigen Kilometern Wohnmobilstellplätze mit Wasser und Entsorgungsmöglichkeit. Wir machen Halt an einem Carrefour, kaufen ein Baguette, Käse und Salami, essen eine Kleinigkeit und fahren gleich weiter nach Aquitanien, bis an die Atlantikküste nach Biscarrosse-Plage.

 

Nobbi hat dort im Stellplatzführer einen Stellplatz ausgesucht, der sich als wahrer Geheimtipp entpuppt: die Plätze befinden sich alle links und rechts einer Schotterstrasse in einem lichten Kiefernwäldchen, zum Strand sind es ca. 200 m. Laut Führer soll der Platz EUR 8 pro Tag kosten und die Gendarmerie kommt täglich vorbei um die Gebühr einzuziehen.

 

Als Erstes ist natürlich Strand angesagt. Als wir die Dünen durchquert haben und einen ersten Blick auf das Meer werfen können verschlägt es uns wirklich den Atem: Strand so weit das Auge reicht, riesige Wellen und kaum eine Menschenseele! Wir ziehen unsere Schuhe aus und laufen eine Weile am Strand entlang, die Kamera läuft wieder heiss. Besonders warm ist es zwar nicht, aber das macht uns nichts aus, Hauptsache die Sonne scheint.

 

Zum Abendessen gibt’s heute nur Erdbeeren mit Vanillejoghurt und bald liegen wir auch schon wieder in unserer Koje.

 

Tag 9

Der Himmel ist heute Morgen strahlend blau und nach einer Dusche und einem kleinen Frühstück schnappen wir uns die Fahrräder und fahren ins Städtchen.

 

Biscarrosse-Plage liegt ca. 80 km südlich von Bordeaux und ist absolut goldig. Eine Mini-Fussgängerzone mit kleinen Lädchen, Cafés und Restaurants. Der 9 km lange feine Sandstrand ist durch bepflanzte Dünen vom Ort getrennt. Hier gibt es keine Betonpaläste und Schlafburgen. Unzählige Wander- und Radwege führen durch die weitläufigen Wälder. Zwei Binnenseen mit insgesamt 100 km² Wasseroberfläche bieten ideale Bedingungen für Windsurfer und durch den flachen Zugang zum Wasser für Familien mit kleinen Kindern.

 

Wir lassen uns auf einer Bank an der Strandpromenade nieder, von wo wir einen traumhaften Blick auf das Meer und den Strand haben. Der Hauptstrand wird durch Rettungsschwimmer überwacht.

Wir radeln noch ein bisschen durch den Ort und dann wieder zurück zum Parkplatz.

 

Die Campingstühle werden aufgestellt und ich geniesse die Sonne während Nobbi kleinere Reparaturarbeiten an der Badtüre ausführt. Leider verschwindet die Sonne dann auch bald wieder und es wird frisch. Also verziehen wir uns in unser gemütliches „Haus“ und ich schreibe mal wieder Tagebuch.

 

Etwas später machen wir uns nochmal auf den Weg zu einem kleinen Spaziergang am Strand. Es fängt leicht an zu tröpfeln und bis wir dort angekommen sind regnet es richtig. Wir stellen uns in der Strandbar unter und ich komme wir ein bisschen vor wie in der Karibik: an der Bar steht ein älterer schwarzer Mann, barfuss, einen Strohhut auf seinem graumelierten Haar, Sonnenbrille, kurze Hose und Hawaiihemd. Irgendwie passt er gar nicht so recht in das rauhe Klima des Atlantiks. Gerne würden wir hier ein Glas Wein trinken, aber wir haben kein Geld mitgenommen.

 

Nach ein paar Minuten ist der Schauer vorbei und wir können unseren Spaziergang fortsetzen. Auf dem Wasser tummeln sich ein paar Surfer und Kite-Surfer, aber am Strand sind wir völlig alleine.

 

Zurück am Auto machen wir uns eine Kleinigkeit zu Essen und gehen ins Bett. Die Gendarmerie zum kassieren der Stellplatzgebühr haben wir bis jetzt nicht gesehen. Bevor wir einschlafen hören wir noch, wie es anfängt zu regnen.

 

Tag 10

Es hat die ganze Nacht geschüttet wie aus Kübeln und es regnet immer noch. Wir bleiben lange in unserer heimeligen Koje liegen und beschliessen, unsere Zelte hier abzubrechen und die Fahrt gen Norden fortzusetzen. Schade...

 

Nach dem Frühstück füllen bzw. leeren wir unsere Tanks und machen uns zuerst noch auf den Weg zum Waschsalon, den wir gestern mit dem Fahrrad entdeckt haben. Ich werfe alles in eine Maschine, denn billig ist Wäsche waschen bei den Franzosen nicht gerade: eine Maschine mit 10 Kilo kostet EUR 6,90, der Trockner EUR 2 für 16 Minuten. Das Waschmittel für EUR 0,85 spar ich mir, kippe stattdessen etwas flüssige Seife in die Trommel und los geht’s.

 

Waschsalons sind klasse, man kann lesen, die Anderen beobachten oder einfach nur in die Trommel starren. Nobbi will beim Trocknen unbedingt wissen, ob seine Mütze meinen BH überholt...wir glotzen beide in die Trommel und biegen uns vor Lachen, welches Teil nun gerade von welchem überholt wird. Total bescheuert, aber wir haben einen Riesenspaß.

 

Anschliessend geht unsere Fahrt weiter zur grössten Wanderdüne Europas, die Pilat Düne. Sie ist zeitweise bis zu 117 m hoch, 500 m breit und etwa 2,7 km lang.

 

Der Parkplatz verspricht eine halbe Stunde kostenloses parken, danach kosten 4 Stunden EUR 8. Die halbe Stunde wird uns reichen denken wir, denn 8 Euro für eine Düne im Regen finden wir etwas teuer. Also – Auto parken und nix wie den Schildern gefolgt.

 

Nach ein paar Kurven stehen wir plötzlich vor einem riesigen Sandhaufen mit Plastikstufen, die fast senkrecht nach oben führen. OK, das mit der halben Stunde können wir uns abschminken wenn wir da raufklettern wollen. Aber der Blick von hier unten ist auch nicht befriedigend. „Wollen wir da rauf?“ fragt mich Nobbi. „Na klar“ antworte ich und los geht’s. Eigentlich wollte ich die Stufen bis oben zählen, aber schon nach 60 geht mir die Puste ziemlich aus und ich muss pausieren. Nobbi läuft und läuft, ich denke wieder an die 35 Kilo, ohne die ich wie eine junge Gemse hier hinaufhüpfen würde. So aber erinnere ich eher an eine altersschwache Schnecke. Langsam krieche ich weiter, das Zählen habe ich längst vergessen...

 

Oben angekommen werden wir mit einem Blick belohnt, der seinesgleichen sucht: Vor uns die Sandbank von Arguin, dahinter die endlose Weite des Atlantiks, links Düne so weit das Auge reicht und rechts ein Meer aus Strandkiefern. Es ist atemberaubend und ich stelle mir vor, wie schön es hier erst bei Sonnenschein wäre!

 

Nobbi macht sich an den Abstieg quer über die Düne, ich bevorzuge die Treppen (muss sie ja noch zählen). Es sind genau 170 Stufen! 

 

Das Parken kostet letztendlich doch nur EUR 4 und ist wirklich jeden Euro wert. Wir verlassen die schöne Gegend und fahren wieder bei strömendem Regen vorbei an Bordeaux bis nach Mortagne, an der Mündung der Gironde.

 

Wir bekommen einen Stell-platz am kleinen Hafen. An einem Kiosk kaufen wir bei einem älteren Ehepaar noch ein Baguette, eine Flasche Cognac aus der Gegend und Kekse mit Jasminaroma, auch aus der Gegend.

Somit ist auch dieser Abend gerettet...

 

Tag 11

Um 9 Uhr werden wir vom Stellplatzkassierer aus dem Bett geworfen. Wir sind natürlich beide noch splitternackt und so muss Nobbi sich opfern und die Bezahlung am Küchenfenster übernehmen, was dem Franzosen sichtlich peinlich ist. Wir frühstücken und machen uns dann auf zu einem kleinen Fotospaziergang am Hafen. Das Wetter hat sich beruhigt und die Sonne kommt zeitweise zwischen den Wolken hervor. Es ist jedoch ziemlich schwül, 74 % Luftfeuchtigkeit laut unserer Wetterstation. Der glaube ich aber gar nix mehr, sie steht schon seit Tagen auf strahlendem Sonnenschein...

 

Weiter geht es Richtung Nantes, das wir auf einer riesigen Brücke grosszügig umfahren. Unterwegs sehen wir einen schönen Parkplatz mit zahlreichen Wohnmobilen und Autos. Wir biegen kurz-fristig ab und landen in Talmont-sur-Gironde, einem 80-Seelen-Bilderbuchdörfchen mit weissen Häusern, blauen Fensterläden und Stockrosen in allen Farben.

 

Wir schlendern durch die schmalen Gässchen, die Kamera steht nicht still.

Am Ende des Dorfes steht hoch über dem Atlantik die im frühen 12. Jahrhundert erbaute und sehr beeindruckende romanische Pfarrkirche Ste-Radegonde. Sie ist bekannt für ihre spektakuläre Lage und ihre Architektur. Der Friedhof ist komplett verwildert aber wunder-schön. Ich kann mich kaum trennen von dem romantischen Ort, zumal auch endlich die Sonne wieder scheint.

 

Zurück am Auto geht es weiter über Royan, Rochefort und La Rochelle auf die Île de Ré, die Insel der Reichen. Die Überfahrt über die schwindelerregend hohe Brücke kostet EUR 9 einfach. Für diesen horrenden Preis erwarte ich nun schon etwas Besonderes am anderen Ende. Weit gefehlt: wir fahren ständig im Kreis, viele der Strassen sind nur bis 3,5 t zugelassen und den Ort mit dem Stellplatz den ich ausgesucht habe, finden wir auch nicht. Die Gässchen sind teilweise so eng, daß ich unsere Träwwelschees schon an der Hauswand entlang kratzen höre. Nobbi bleibt absolut cool (sagt er jedenfalls) und schlängelt sich irgendwie überall durch. In der Zwischenzeit fängt es natürlich wieder an zu regnen und wir haben den richtigen Weg immer noch nicht gefunden.

 

Kurzerhand fährt Nobbi in das nächste Kaff zur Touristeninformation um eine Karte der Insel zu besorgen. Nach endlosen noch engeren Strässchen stehen wir endlich davor. Die Dame dort ist sehr freundlich und spricht sogar Deutsch. Sie gibt mir ein ganzes Heft über die Insel in deutscher Sprache und mit diesem bewaffnet finden wir problemlos unseren Weg.

 

Der Stellplatz am nördlichsten Zipfel der Insel entpuppt sich allerdings als Flop: die Gegend ist hässlich, die Stellplätze sind alle belegt und zudem eingerahmt von mehreren Müllcontainern. OK, dann wieder den gleichen Weg zurück ins übernächste Dorf. Dort angekommen, finden wir nach 3 Anläufen endlich auch den Platz. Wir werden von zwei Holländerinnen freudig begrüsst, die begeistert sind von unserem Auto. Später kommen wir noch mit einem Paar aus Kassel ins Gespräch und tauschen gegenseitig Reiseerfahrungen aus. Die Bretagne wird uns sehr ans Herz gelegt und nach der Enttäuschung auf dieser Insel entschliessen wir uns spontan, gleich am nächsten Morgen dorthin aufzubrechen. Da wir keine separate Landkarte der Bretagne dabei haben, bekommen wir kurzerhand die Karte des netten Ehepaares geschenkt.

 

Ein Spaziergang am enttäuschenden Strand beschert uns die nötige Bettschwere.

 

Tag 12

Die Austern- und Muschelzucht nimmt einen grossen Platz in der Wirtschaft der Insel ein. Auf der gestrigen Fahrt über die Insel sind uns bereits die vielen Austernfarmen aufgefallen. Da wir noch nie Austern gegessen haben, wollen wir uns diesen Luxus auf der Rückfahrt zum Festland gönnen.

 

An einer Austernfarm direkt an der Strasse mit grossem Parkplatz machen wir Halt und schauen uns erst einmal unauffällig um. Es gibt verschiedene Qualitätskategorien, ähnlich wie bei Spargel. Wir entscheiden uns für ein Dutzend zu 5 Euro. Ich versuche von der Verkäuferin herauszubekommen, wie man diese „Dinger“ zubereitet. Da sie aber weder Deutsch noch Englisch spricht gestaltet sich die Kommunikation ziemlich schwierig. Sie hat keinen Plan was ich von ihr will, schaut mich nur mit grossen Augen fragend an und ich habe momentan überhaupt keinen Plan mehr was die französische Sprache anbelangt. Meine Französich-Lehrerin würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie mich hören würde.

Nach einigem Hin und Her und mit Händen und Füssen wild gestikulierend fällt auch mir endlich ein, daß Austern ja roh gegessen werden. Wie peinlich...bei einem Wettbewerb für die dämlichste Frage eines deutschen Touristen hätte ich soeben den ersten Preis gewonnen!

 

Sie öffnet die - wie ich finde - wenig appetitlichen Muscheln und setzt sie in extra dafür vorgesehene Plastikteller. Noch eine Zitrone dazu und zurück zum Auto.

Natürlich müssen wir jetzt gleich probieren. Ausser Salz und Meer schmeckt man allerdings gar nichts finde ich, aber der Geschmack bleibt stundenlang erhalten und ist auch mit einem Pfefferminz nicht weg zu bekommen. Für mich sind es die ersten und letzten Austern, Nobbi wiederum findet sie gar nicht soooo übel.

 

Zurück auf dem Festland geht die Fahrt weiter über Nantes in die Bretagne. Die erste Station führt uns auf die Halbinsel Quiberon. Das Wetter ist super, es hat mittlerweile 27° C.

 

In Carnac besuchen wir die dortigen Steinbauten, die aus 6000 Jahre alten Megalithen bestehen. Sie wurden in der Jungsteinzeit zwischem dem 5. und 3. Jahrtausend v. Chr. von sesshaft gewordenen Gemeinschaften errichtet, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Diese Steinbauten, die in Reihen angeordnete Menhire (bretonisches Wort: „langer Stein“) und Steingehege kombinieren, sind in eine megalithische Landschaft mit isoliert stehenden Menhiren, Einzelgräbern (Hügelgräber) und Kollektivgräbern (Dolmen) eingebunden. Nach einem kurzen Besuch im völlig überteuerten Souvenirshop geht es weiter nach Quiberon.

 

Unser Stellplatz für die Nacht befindet sich direkt an der Steilküste des Atlantik. Leider ist er auch sehr frequentiert und nicht so gemütlich wie die bisherigen Plätze.

Wir reihen uns ein in die Menge und beschliessen, noch eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Die Landschaft ist wunderschön. Wir setzen uns auf die Felsen und sehen den Seeschwalben zu, wie sie zu ihren Nestern fliegen und den Nachwuchs füttern.

 

Gegen 21:30 Uhr kehren wir zurück und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

 

Tag 13

Es regnet mal wieder! Also brauchen wir uns nicht zu beeilen und vertrödeln den Vormittag. Dann geht es weiter über Lorient und Quimper nach Locronan, einem denkmalgeschützen mittelalterlichen Dorf. Hier drehte Roman Polanski seinen Film „Tess“.

 

Kurz vorher machen wir noch Halt bei Super U zum tanken und einkaufen. Nobbi schwärmt schon seit Tagen von Scampis und hier ist die Gelegenheit. Die Fischtheke lässt keine Wünsche offen, unter Anderem auch Scampis für 8,35 Euro pro Kilo. Neben der Frischfischtheke steht ein kleines Kühlregal, in dem mir Nobbi in Plastikschalen abgepackte Scampis zeigt. „Wir nehmen lieber die Frischen aus der Theke“, sage ich und er stellt sie wieder hin. Nachdem ich dem jungen Mann meine Bestellung von 1 kg Scampis aufgegeben habe, holt er doch tatsächlich genau so eine Plastikschale, reisst sie auf und verschweisst den Inhalt in einem Folienbeutel. Völlig sprachlos nehme ich den Beutel an mich und gehe weiter.

 

Nun lässt sich auch die Sonne endlich wieder blicken. Auf dem Parkplatz direkt bei Locronan gibt es einen Bereich für Wohnmobile zum übernachten. Für 5 Euro entschliessen wir uns kurzfristig die Nacht hier zu verbringen. Nobbi parkt das Auto und wir machen uns zu Fuss auf in das hübsche Städtchen.

 

Der Name Locronan leitet sich von Saint Ronan ab - einem aus Irland stammenden Mönch, der hier begraben liegt. St. Ronan soll die Einwohner von Locronan das Weben gelehrt haben. Tatsächlich beruhte der Wohlstand von Locronan im Mittelalter auf der Herstellung hochwertigen Segeltuches. Heute beruht er auf den in Massen durch den Ort strömenden Touristen.

 

Die grauen Steinhäuser mit den bunten Fensterläden und zahlreichen Blumen rundherum sind wirklich sehenswert. Wir bummeln durch die Gässchen, statten der Kirche mit den riesigen bleiverglasten Fenstern einen Besuch ab und machen einen weiten Bogen um die vielen Souvenirläden.

 

Es ist heiß geworden und Nobbi möchte gerne auf dem Dorfplatz ein Bierchen trinken, bisher haben wir aus Kostengründen alle Kneipen gemieden. Wir steuern ein nettes Plätzchen an und bestellen zwei grosse Bier aus der Gegend. Es schmeckt nicht schlecht, bis ich einen Blick auf die Rechnung werfe und mir schlecht wird: 11,60 Euro für zwei Bier! Wahrscheinlich macht es unsterblich, das würde jedenfalls den Preis rechtfertigen...

 

Falls wir vorher noch überlegt haben ob wir heute ausnahmsweise essen gehen wollen, hat sich diese Überlegung jetzt schnell erledigt. Zurück am Wohnmobil kochen wir unsere Gemüsepfanne mit Hähnchenbrustfilet und trinken eine bezahlbare Flasche Rotwein dazu.

 

Tag 14

Wir sind früh auf. Nobbi holt uns in der Bäckerei ein erstaunlich günstiges frisches Baguette und nach einem kurzen Frühstück wollen wir gleich weiter Richtung Crozon, einer Halbinsel mit einer 70m hohen Steilküste am Pointe de Penhir.

 

Kurz vor dem Städtchen Camaret sur Mer kommen wir an einem Parkplatz an einer Klippe vorbei, von dem man über einen kleinen Pfad an einen wunderschönen Sand-strand gelangt. Ich möchte unbedingt ein paar Fotos machen. Da es noch relativ früh ist und trotz des Sonntags noch nicht viel los, können wir ganz vorne am „Abgrund“ parken.

 

Zuerst laufen wir ein Stück am Strand entlang und anschliessend nehmen wir den „Höhenweg“ über die Klippe. Wir werden mit dem Blick auf einen riesigen Sand-strand tief unter uns belohnt. Ein steiler, halsbrecherischer Pfad führt hinab und eine Gruppe junger Deutscher hinter uns wagt sich hinunter.

 

Zurück am Auto sind wir uns gleich einig, daß wir über Nacht hierbleiben wollen. Die Lage ist fantastisch und so schnell wohl nicht wiederzufinden.

Am Picknicktisch nebenan packen wir erst mal was zu futtern aus. Anschliessend setzen wir uns gemütlich neben der Träwwelschees auf unsere Campingstühle und geniessen die Sonne. Es weht zwar ein ziemlich kalter Wind und wir müssen unsere Fleecejacken anbehalten, aber das macht gar nichts, die Luft ist einfach herrlich.

 

Nobbi hat irgendwann mal wieder kein Sitzfleisch mehr. Also machen wir uns auf zu einem erneuten langen Spaziergang am Strand entlang. Mittlerweile ist Ebbe und wir können den grossen Strand, den wir vorher nur von oben gesehen haben jetzt bequem zu Fuss erreichen. Das Wasser ist mindestens 200 m zurückgegangen und hinterlässt einen breiten, mittlerweile von allerhand Menschen frequentierten Sandstreifen: Wanderer in voller Montur, Nordic Walker, Nordic Jogger (Jogging mit Stöcken, hab ich noch nie gesehen), Reiter, Muschelsammler, Sonnenhungrige, Boule-Spieler, Hundeausführer, jede Menge Wellenreiter und natürlich Familien mit Kindern. Trotzdem ist es nicht überbevölkert, es ist reichlich Platz für alle.

 

Wir beobachten einen Kite-Surfer der bei dem starken Wind wie der Blitz durch die Gegend saust. Herrlich hier..

 

Zum Abendessen gibt es heute „fangfrische Scampi aus der Packung“, gebraten in Olivenöl mit viel Knoblauch. Dazu Baguette und eine Flasche Sekt. Da es hier in der Bretagne erst nach 23 Uhr dunkel wird, setzen wir uns noch ein Weilchen draussen hin und beobachten die Wellenreiter.

 

Bevor ich einschlafe, werfe ich noch einen letzten Blick aus dem Schlafzimmerfenster...

 

Tag 15

Das Rauschen der Wellen ist so laut während der Nacht, daß ich ein paar Mal aufwache. Der Morgen ist herrlich, keine Wolke am Himmel es hat jedoch nur 7° C draussen! Wir ziehen uns rasch an und machen uns gleich auf die Fahrt zum Pointe de Penhir bevor die grosse Wohnmobilkolonne anrückt.

 

Die Sonne wärmt schnell und macht unsere Fleecejacken wieder überflüssig. Wir spazieren entlang der Klippe, von hier hat man einen weiten Rundblick auf die verschiedenen Buchten und Strände der Halbinsel. Die Kamera klickt wieder unaufhörlich und ich muss mich wirklich dazu zwingen, nicht noch mehr Fotos zu schiessen.

 

Am örtlichen Wohnmobilstellplatz füllen und leeren wir unsere Tanks. Dort lernen wir ein sehr nettes Ehepaar aus Duisburg kennen und unterhalten uns über eine Stunde.

 

Endlich wieder unterwegs, machen wir am Hafen von Camaret kurz Halt und ich hole uns in der Bäckerei zwei belegte Sandwiches für unterwegs. Das Frühstück haben wir heute irgendwie verpasst...

 

Die Fahrt führt uns vorbei an Brest nach Brignogan Plage, einem wunderschönen Badeort mit traumhaftem, türkis-farbenem Wasser und tollen Sandstränden.

Die bretonischen Häuser sind sehr gepflegt und hier sehen wir zum ersten Mal auch Häuser mit Reetdach.

Witzig finden wir die riesigen natürlichen Felsen, die überall „herumliegen“: neben der Strasse, am Strand und sogar in den grossen Gärten der Wohnhäuser.

 

Am Leuchtturm soll ein sehr schöner und kostenloser Parkplatz zum Übernachten sein. Leider ist der Platz eine Enttäuschung: Wohnmobil steht press neben Wohnmobil und dahinter die Pkw's der Einheimischen, die nach der Arbeit zum Baden kommen.

 

Gegen Abend wird es zwar etwas ruhiger, aber besonders glücklich sind wir hier nicht. Obwohl die Lage eigentlich fantastisch ist: direkt vor uns, nur durch eine kleine Mauer getrennt, liegt der Strand. Türkis-grünes Wasser, kleine Boote in allen Farben, blauer Himmel...

 

Da wir uns gestern beide einen leichten Sonnenbrand geholt haben, müssen wir die Sonne heute leider etwas meiden. Nobbi legt sich etwas hin und ich schreibe mal wieder Tagebuch. Neben uns steht ein Paar aus Luxemburg mit zwei Hunden: ein kleiner Mischling und ein Setter. Die Frau quasselt ununterbrochen mit dem Mann und der wiederum erzählt ständig mit dem Hund. Ganz schön nervig! Als dann noch ein Franzose dazukommt, der uns mit französichen Negernachrichten in voller Lautstärke beschallt, hab ich die Nase voll.

 

Ich mache mich auf zu einer kleinen Fotosafari am Strand und bald darauf stösst auch Nobbi zu mir. Gemeinsam machen wir noch einen langen Spaziergang und ziehen uns anschliessend für die Nacht zurück.

 

Tag 16

Heute wollen wir zur Côte de Granit Rose, der Rosa Granitküste fahren. Die Fahrt führt uns zuerst nach Primel-Trégastel, einem kleinen Dörfchen direkt am Meer. Von dort geht es weiter über Trégastel-Plage zum Hauptort, nach Perros-Guirec. Der Ort zieht sich endlos in die Länge und ist nicht wirklich reizvoll. Am Hafen machen wir Halt und schauen uns ein wenig um. Wir möchten morgen eine Bootstour zu den Sept-Îles machen, dort sollen Basstölpel, Pinguine, Papageientaucher und Kegelrobben leben. Wir finden jedoch weder Informationen noch einen Veranstalter.

 

Da es schon relativ spät ist machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wir finden einen superschönen Campingplatz ausserhalb des Städtchens. Die Dame an der Reception spricht leidlich Englisch und so frage ich sie auch gleich nach einem Veranstalter für die Bootstouren. Sie drückt mir eine Broschüre in die Hand und nach kurzem durchblättern bitte ich sie, telefonisch für uns zwei Plätze für den kommenden Morgen zu reservieren. Für 11,65 Euro können wir unseren Stellplatz frei wählen und gesellen uns zu einem einzelnen Wohnmobil ganz in der äussersten Ecke, nur durch eine Hecke vom Meer getrennt. Einfach genial!

 

Tag 17

Unser Boot geht um 9:45 Uhr. Ich will vorher unbedingt noch eine der Annehmlichkeiten eines Campingplatzes in Anspruch nehmen: eine schöne heisse Dusche bei der ich so viel Wasser verbrauchen kann wie ich will!

 

Nobbi schliesst sich später auch an und nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Hafen (nicht der von gestern allerdings). Parken ist mal wieder nicht so einfach, die meisten Plätze sind nur für Pkw. Kurzerhand stellen wir uns einfach an den Strassenrand in einem Wohngebiet. Unsere Träwwelschees ist zwar ungefähr eine Reifenbreite breiter als die eingezeichnete Linie, aber auf solche Kleinigkeiten können wir aus Zeitmangel keine Rücksicht nehmen.

 

Wir laufen zum Hafen, bezahlen pro Person 19 Euro und reihen uns ein in die Menge der Passagiere. Das Wetter ist wieder herrlich und das Meer absolut ruhig. Die Fahrt führt uns zunächst zur am nördlichsten gelegenen Insel, der Île Rouzic (auch Vogelinsel genannt). Tausende von Seevögeln brüten auf dem felsigen und steilen Eiland. Die hervorstechendste Art ist der Basstölpel, ein gänsegrosser Meeresvogel. Der Stoßtaucher kann seine Beute (vor allen Dingen Heringe und Makrelen) aus bis zu 45 m Höhe erspähen und mit bis zu 100 km/h Geschwindigkeit in das Wasser eintauchen. Er ist hier mit 20.000 Brutpaaren vertreten. Die Sept Îles sind der einzige Brutplatz der Basstölpel in ganz Frankreich. Wir fahren ganz nah heran, man versteht kaum sein eigenes Wort, so laut ist das Geschnatter und Gekreische. Faszinierend!

 

Unser junger Führer an Bord quasselt ununterbrochen ins Mikrofon, natürlich ausschliesslich Französisch. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass wir die einzigen Ausländer auf dem Schiff sind. Irgendwann höre ich nicht mehr zu - es ist einfach zu anstrengend – und geniesse die schöne Fahrt.

 

Wir begegnen einer kleinen Gruppe Tordalks, Papageientauchern und Trottellummen. Alle drei Arten gehören zur Familie der Alkenvögel, die sich überwiegend von Fischen und Krebstieren ernähren. Der Kapitän hält das Boot in einiger Entfernung an und wir können die lustigen Tiere in aller Ruhe betrachten.

 

Auf einem kleinen Felsen in der Nähe entdecken wir eine schwarzbraune Kegelrobbe, die sich in der warmen Sonne den Pelz wärmt. Als unser Boot näher kommt schaut sie interessiert auf und man könnte meinen, sie legt sich für uns in Positur: sie rutscht hin und her, Schwanzflosse nach oben, Kopf nach oben, dann die Flosse zur Seite, wirklich witzig. Ein Stück weiter liegt eine zweite Robbe auf einem Felsen, diese ist jedoch grau mit schwarzen Punkten und hat wunderschöne schwarze Kulleraugen.

 

Auf der Île aux Moines, der grössten und auch einzigen Insel mit Landeerlaubnis, legen wir an. In 45 Minuten können wir selbstständig den Leuchtturm und Fort Vauban, eine um 1720 von Garengeau, einem Schüler des berühmten Militärarchitekten Vauban erbaute Festung erkunden. Auf einem Felsen beobachten wir zwei Austernfischer mit ihren unverwechselbaren langen, orangeroten Schnäbeln und dem schwarzweissen Federkleid. Rot sind ausserdem auch die Beine und Füsse sowie die Augen.

 

Weiter geht die Fahrt entlang der Küste mit den eindrucksvollen rosa Granitfelsen. Prachtvolle Häuser säumen den Rand der Klippen, es muss fantastisch sein hier zu wohnen! Nach zweieinhalb Stunden legen wir wieder am Hafen an, die Fahrt hat sich wirklich gelohnt.

 

Zurück am Auto fahren wir gleich weiter bis zum Cap Fréhel, das wir am frühen Abend erreichen. Der Eintritt zum Kap beträgt 2 Euro für Wohnmobile. Wir parken unsere Träwwelschees und machen uns mit Fernglas und Kamera auf Erkundungstour.

 

Das Cap Fréhel ist eine Landzunge an der Cote d'Emeraude, der Smaragdküste und ein absolutes Highlight. Die bis zu 70 m hohen Klippen bestehen aus rötlichem Sandstein, schwarzem Schiefer und dem berühmten rosafarbenen Granit. Die Farben des Meeres reichen von smaragdgrün (daher der Name Smaragdküste) bis dunkelblau.

 

Es gibt zwei Leuchttürme hier, einer aus dem 17. Jahrhundert und vom Baumeister Vauban erbaut. Der Andere stammt aus dem Jahr 1950, ist 85 m hoch und kann zu bestimmten Zeiten bestiegen werden.

 

Die Klippen sind dicht bewachsen mit allerlei „Stacheligem“ wie Stechginster und einer Art Wachholder, aber auch mit Erika, wilden Lilien und vielen anderen mir unbekannten Blumen. Das Vogelschutzgebiet beherbergt eine Vielzahl an Brutvögeln, darunter Kormorane, Silbermöwen, Austernfischer, Lummen, Papageientaucher und Eissturmvögel. Wir setzen uns vor einen grossen Felsen, auf dem jede Menge Silbermöwen mit ihren Jungen sitzen. Es macht Spass, die Kleinen bei ihren ersten Flugversuchen zu beobachen.

 

Schmale Wege führen entlang der steilen Klippen in beide Richtungen, ein Paradies für Wanderer. An der Spitze des Kaps fliegt ein einzelner Basstölpel an uns vorbei. Wir setzen wir uns noch eine Weile auf die Steine und geniessen die Ruhe.

 

Zurück am Auto wollen wir uns eigentlich auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht machen, weil campen im Park verboten ist. Mittlerweile haben es sich allerdings schon ein paar französiche Wohnmobile auf dem Platz gemütlich gemacht. Ich frage ein Paar uns gegenüber ob sie die Nacht hier verbringen wollen. Sie bejahen und sagen, es wäre kein Problem. Also bleiben auch wir stehen und freuen uns über einen weiteren kostenlosen Platz für die Nacht.

 

Tag 18

Ich bin schon früh wach. Auf dem Parkplatz hüpfen zwei Möwen herum und kreischen sich gegenseitig an, sodaß an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Nobbi jedoch stört das nicht im Geringsten. Ich ziehe mich an, schnappe meine Kamera und mache mich auf zu einem Rundgang um das Kap. Bis auf ein paar Fischer, die sich auf den Weg hinab zum Meer machen bin ich ganz alleine. Herrlich!

 

Nach einer guten Stunde kehre ich zum Auto zurück. Nobbi hat schon Frühstück gemacht. Wir beschliessen, daß wir noch eine Wanderung durch diese herrliche Gegend machen bevor wir weiterfahren. Wir machen uns auf den Weg zu dem kleinen Pfad am Rand der Klippen. Zu unserer Rechten können wir am Ende der nächsten Bucht das Fort La Latte sehen, wohin man problemlos wandern kann (wenn man sich früh auf den Weg macht...).

 

Die im 13. Jahrhundert von der einflussreichen Familie Goyon de Matignon erbaute Burg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit 1925 gehört sie dem französischen nationalen Denkmalschutz und wurde 1931 offiziell zum historischen Denkmal erklärt. In den letzten Jahrzehnten diente sie häufig als Filmkulisse für Historienspektakel, wie zum Beispiel für den Film „Die Wikinger“ mit Kirk Douglas oder die Sat1-Produktion „Tristan und Isolde“.

 

Plötzlich ist Nobbi verschwunden. Er hat ein ganz schmales Pfädchen entdeckt, das durch die ca. 60 cm hohe und dichtbewachsene Heidelandschaft zum Strand hinab führt. Er geht ein Stück hinab und peilt die Lage. Nach einer Weile höre ich ihn rufen: „Du kannst kommen wenn Du willst, der Weg ist kein Problem“. Also nix wie los, für mich als nicht schwindelfreies Geschöpf schon eine kleine Mutprobe. Zum Glück kann ich nicht sehen, wie steil der Weg rechts von mir abfällt...

 

Der Pfad ist tatsächlich ganz einfach zu begehen, nur im untersten Drittel wird es ein bisschen steil und felsig, aber so weit gekommen gibt es jetzt kein Zurück mehr. Notfalls eben auf dem Hosenboden.

 

Unten angekommen werden wir mit einem einsamen, felsigen Strand und herrlichem Wasser belohnt. Zum Baden ist es leider etwas zu kalt, zumal wir natürlich auch keine Handtücher dabei haben. Zum Nacktbaden ideal...

 

Wir richten uns auf einem Felsen häuslich ein. Es ist fantastisch hier - keine Menschenseele, nur die Möwen, das Meer und wir...denken wir...

Aus dem Nichts taucht plötzlich ein mittelalter Franzose im Neoprenanzug auf, mit Flossen, Harpunen und Netzen bewaffnet. Mit einem Grinsen im Gesicht entschuldigt er sich, daß er uns hier stört. Wie war das gleich mit dem Nacktbaden??? Er geht auf Hummer- und Fischjagd, sagt er. Wir wechseln ein paar Worte mit dem netten Herrn, dann macht er sich fertig und schnorchelt los.

 

Ich lege mich ein bisschen in die Sonne, Nobbi hat mal wieder keine Ruhe und rennt mit seinem Fernglas auf den Felsen rum. Ganz oben auf den Klippen können wir immer wieder die Wanderer beobachten, die zu uns herunterschauen (und sich wahrscheinlich fragen: wie sind die da runtergekommen?). Manche beobachten uns auch mit dem Fernglas und wenn Nobbi wiederum mit seinem Glas hinaufschaut, sehen sie schnell weg. Lustig!

 

Nach etwa dreieinhalb Stunden bekommen wir den nächsten Besuch: drei junge Männer mit einer Videokamera. Sie verziehen sich jedoch gleich auf einen Felsen oberhalb unseres Strandes. Wir beschliessen trotzdem, daß es Zeit wird für den Aufstieg. Auf dem Weg nach oben begegnet uns dann auch tatsächlich ein weiteres Paar, das wir später von oben auf „unserem“ Felsen sitzen sehen.

 

Zurück am Auto geht die Fahrt weiter nach St. Malo. Hier soll es einen riesigen Stellplatz ausserhalb der Stadt geben mit kostenlosem Shuttlebus in die Stadtmitte. Eine gute Gelegenheit für ein bisschen Kultur, denken wir uns.

 

Als wir nach langem Suchen endlich an dem Platz ankommen, ist dieser geschlossen und von einem Shuttlebus keine Spur. Super, manchmal ist es eben auch ein Nachteil, in der Vorsaison zu fahren!

 

Die Entsorgungsstation können wir jedenfalls benutzen. Dort ist auch eine Karte mit einem weiteren Stellplatz am Hafen für Wohnmobile zum Übernachten. Laut Plan sollte der Platz ganz einfach zu finden sein. Auch das erweist sich mal wieder als Trugschluss, aber wir lassen nicht locker und finden ihn trotzdem. Das Problem besteht jedoch darin, dass die Parkplätze erst ab 19 Uhr bis morgens um 9 Uhr für Wohnmobile freigegeben sind. Es ist jetzt 17 Uhr und alle Plätze natürlich von Pkw's belegt. Also fällt die Kultur heute eben aus, wir verlassen die Stadt und fahren Richtung Mont St. Michel.

 

Unterwegs machen wir noch eine Rast in St. Vivier, einem kleinen Dorf mit nordseeähnlichem Strand. An jeder Ecke werden Austern und Muscheln angeboten. Aber davon haben wir erst mal die Nase voll. Ein kuzes Picknick, ein kleiner Spaziergang am Strand und weiter geht’s.

 

Gegen 20 Uhr erreichen wir Mont St. Michel. Der Ort selbst ist eine Touristenhoch-burg: Hotels, Restaurants und Geschäfte reihen sich aneinander. Und Japaner...in Scharen rennen sie mit ihren Digitalkameras durch die Gegend und fotografieren alles was ihnen in den Weg kommt.

 

Der Wohnmobilstellplatz liegt direkt unterhalb des Felskegels Mont St. Michel. Früher war die Insel nur bei Ebbe zu erreichen. Um 1877 wurde ein Damm gebaut, über den eine Strasse die Insel gezeitenunabhängig mit dem Festland verbindet.

 

Am Eingang zum Stellplatz ist keine Menschenseele zu sehen, die 10 Euro Gebühr sparen wir somit erst einmal. Wir erwischen noch ein einigermassen gutes Plätzchen inmitten von zahllosen Wohnmobilen aus aller Herren Länder.

 

Mit der Kamera bepackt machen wir uns auch gleich auf Erkundungstour. Die ohne Bauten rund 46 m hohe Insel ist berühmt für das auf ihr ebaute Benediktinerkloster, das die nur 55.000 m² grosse Insel dominiert. Hier leben und arbeiten noch heute rund ein Dutzend Benediktinermönche. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an. Außerdem wird er auch seit 1998 als Teil des Welterbes „Jakobsweg in Frankreich“ aufgeführt. Die engen Gässchen erinnern uns stark an die Drosselgasse in Rüdesheim: Souvenirläden, Restaurants und überall Japaner.

 

Nach unzähligen Stufen erreichen wir endlich die Kirche aber da es schon spät ist, ist keine Besichtigung mehr möglich (schon wieder keine Kultur...). Der Blick von hier oben jedoch ist grandios.

 

Wieder zurück am Wohnmobil, warten wir auf den Sonnenuntergang und die allabendliche Beleuchtung. Beides ist dann auch wirklich spektakulär und wir geniessen den Ausblick aus unserer Dachklappe über dem Bett.