Tag 5 (mein Geburtstag)

Heute wollen wir in die Sierra de Guara fahren. Sabine und Burkhardt mit der Pistenkuh haben dort einen einzigartigen Übernachtungsplatz an einem kleinen See entdeckt. Den wollen wir suchen und ein paar Tage in absoluter Abgeschiedenheit verbringen. Zuerst müssen wir jedoch noch einen weiteren Pass mit 1080 m Höhe überqueren.

 

Die Fahrt ist wieder einmal atemberaubend. Wir kommen uns zwischen den riesigen Bergen wie kleine Ameisen vor. Uns wird wieder einmal bewusst, wie klein wir Menschen doch sind und wie gewaltig die Natur. Ganz tief über uns kreisen die Steinadler. Wir laufen ein paarSchritte in die Felsen hinein und sind fasziniert von den grossen Vögeln, die ganz plötzlich direkt über uns über die Bergkuppe segeln. Es ist absolut still hier, nur der Flügelschlag ist zu hören. Fantastisch!

 

Die Sierra de Guara ist eine Gebirgskette der spanischen Vorpyranäen. Sie befindet sich nördlich der Stadt Huesca in Aragonien. Ihr höchster Gipfel ist mit 2077 m der Pico de Guara. Im östlichen Teil ist unser Ziel, der Parque Natural de la Sierra y Cañones de Guara.

 

Gegen Mittag erreichen wir den Naturpark. Aber schon am Eingang werden wir mit Schildern darauf hingewiesen, dass campen, offenes Feuer und noch vieles mehr im Naturpark verboten ist. Super, was jetzt? Unser Traum vom einsamen Stellplatz am See ist erst einmal dahin. Der Park selbst ist super: tiefe Schluchten, hohe Berge, Stauseen und allerhand Getier. Zum Wandern und Klettern ein Paradies.

 

Gegen Abend kommen wir an einem kleinen Informationszentrum vorbei mit einem schönen grossen Rasenparkplatz abseits der Strasse. Der sehr nette spanische Student weiss über die Gegend leider weniger als wir, da er noch nicht lange hier arbeitet und noch nicht überall war (das ist zwar kein Grund, aber gut...). Jedoch hat er sich riesig über unser Interesse gefreut und uns mit Informationen über die Gegenden die er kennt, sowie über sein Heimatdorf Jaca in der Nähe überschüttet. Er hört nicht auf zu erzählen und es gestaltet sich ziemlich schwierig, uns zurückzuziehen.

 

Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten so lange wir wollen. Nach ein paar gebratenen Würstchen und mediterranem Gemüse mit wildem Rosmarin und Thymian ist es Zeit für ein Schläfchen.

 

Tag 6

Nach einer herrlich ruhigen Nacht werden wir von Regentropfen geweckt. Wir lassen den Tag gemütlich beginnen und frühstücken ausgiebig. Unser Plan ist, zum Stausee nach Vadiello zu fahren, das sind ca. 8 km.

 

Um 12:30 Uhr machen wir uns dann endlich auf den Weg. Das Wetter sieht nicht so gut aus, aber das ändert sich hier von einer Minute zur anderen.

 

Die Fahrt führt uns auf einer engen Strasse wieder durch die Berge. Der Abgrund zu meiner Rechten geht teilweise senkrecht nach unten und ich bete, dass uns kein Auto entgegenkommt. Doch das wäre nicht einmal das Problem gewesen: plötzlich stehen wir vor einem ziemlich kleinen Felsentunnel und wir wissen nicht, ob unsere Träwwelschees da durchgeht!

 

Ich steige aus und peile die Lage. Erstaunlicherweise haben wir mehr als genug Platz zur Durchfahrt und so geht es weiter durch vier weitere Tunnels.

 

Kurz vor dem Stausee parken wir unser Gefährt und ziehen unsere Wanderschuhe an um den Rest zu Fuss zu gehen. Gerade fängt es wieder an zu tröpfeln und wir verziehen uns wieder ins Auto. Aus dem Tröpfeln wird ein richtiger Platzregen und wir müssen uns eine knappe halbe Stunde gedulden bis wir mit Regenjacke und Kamera bepackt starten können.

 

Aber das Warten hat sich gelohnt: wir werden mit einer Landschaft belohnt, die mit jedem Nationalpark in Amerika oder sonstwo konkurrieren kann! Wir laufen und laufen und können uns nicht sattsehen, die Kamera steht nicht still. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen nur über uns wieder die Adler und Nobbi entdeckt mit dem Fernglas auf einem Felsen sogar einen Geier.

 

Laut Informationstafeln entlang des Weges sollen hier Bart-, Gänse- und Schmutzgeier, Stein- und Habichtsadler sowie Wander- und Turmfalken leben.

 

Mittlerweile kommt auch die Sonne zum Vorschein und es wird noch fantastischer. Natürlich muss ich alle Fotos noch einmal machen, diesmal allerdings mit etwas blauem Himmel und Sonnenschein. Leider ist es schon spät und wir müssen langsam umdrehen.

 

Zurück am Auto fahren wir wieder ein Stück zurück und halten nochmals für eine kleine Wanderung hinab in die Schlucht. Zuerst allerdings packen wir unsere Stühle aus und stärken uns mit Brot, Käse und Schinken.

 

Zurück an unserem Standplatz sitzen wir noch eine Weile in der Sonne, schreiben Tagebuch und geniessen die Wärme. Später legt Nobbi ein paar Geflügelfrikadellen auf den Grill und mit einem Salat dazu ist das Abendmahl perfekt.

 

Wir gehen früh schlafen, die ungewohnte Bewegung hat uns müde gemacht. Gegen Mitternacht werden wir von zwei heranfahrenden Autos geweckt. Leicht nervös schaue ich aus dem Fenster. Zwei VW-Busse nähern sich und parken ihre Gefährte direkt neben uns. Der Parkplatz ist riesengross, ausser uns kein Mensch weit und breit. Warum also genau neben uns? Es sind zwei junge Spanier mit zwei grossen Hunden, die auch die Nacht hier verbringen wollen. Nobbi hängt gleich den Kopf zum Fenster hinaus und fragt in Englisch, ob sie hier eine Party machen wollen. „Nein, nein“ kommt die Antwort und wir legen uns beruhigt wieder hin. Es dauert noch ein Weilchen bis die beiden sich arrangiert haben für die Nacht, aber dann herrscht wieder diese herrliche Ruhe.

 

Tag 7

Heute Morgen sind wir wieder faul. Ich muss für die letzten drei Tage noch das Tagebuch schreiben und Nobbi hat Zeit sich zu pflegen: duschen, rasieren, usw. So sitzen wir in der Sonne bis Mittag, dann brechen wir auf Richtung Zaragoza. Unser Bekannter Diego will um 19 Uhr anrufen gegen 20 Uhr wollen wir uns in Cabañas treffen.

 

Die Fahrt nach Zaragoza ist sehr schön, teilweise karge Hügellandschaft und dann wieder grüne Felder. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Stadt, die wir aber umfahren und ca. eine halbe Stunde später ist Cabañas in Sicht. Wir stellen uns auf einen grossen Platz neben einem kleinen Wäldchen und relaxen den Rest des Nachmittags. Ziemlich heiß ist es hier, aber sehr trocken.

 

Um 19:15 ruft Diego an, wir treffen uns in einer halben Stunde an seinem Haus. Ich frage ihn, ob wir dort mit unserem Auto parken können. „Kein Problem“, sagt er, also nix wie los. Wir fahren die Hauptstrasse entlang, soweit alles gut. Mit einem Mal werden allerdings die Strassen immer schmaler. Viele Augenpaare folgen unserem Gefährt bis wir dann endlich auf dem Hauptplatz des 530-Seelen-Dörfchens stehen, der Plaza Espaniola. Hier ist gerade genug Platz um die Träwwelschees zu wenden, viel mehr aber auch nicht. Die abgehenden Strassen sind alle gleich schmal und wir wissen nicht so recht wohin. Da auf der Plaza natürlich eine Menge Leute versammelt sind, steige ich aus und frage mal nach. Der nette Spanier weiss aber auch nicht so recht wo er uns hinschicken soll, deshalb fragt er mich, zu wem wir denn wollen. „Zu Diego Casas“ sage ich. „Diego, Diego...aaahhh, Diego!“.

 

Ob ich denn ein Handy hätte und seine Telefonnummer. Na klar hab ich das, flitze zum Auto zurück und präsentiere ihm mein Handy. Ich soll Diego anrufen und ihm dann das Telefon geben. Gesagt, getan. Wild gestikulierend erklärt er diesem die Situation und sagt ihm er soll uns hier abholen.

 

Dann fragt er uns, ob wir Lust auf ein Bier haben. Was für eine Frage an einen Pfälzer...Wir gehen mit ihm in eine kleine Bar und bekommen eiskaltes spanisches Bier aus Babyfläschchen und dazu Erdnüsse und andere Knabbereien. Als Diego kommt, hat Nobbi schon drei Flaschen verputzt.

 

Wir verbringen einen sehr schönen Abend mit Diego und seiner Freundin Sara in ihrem neuen Haus, werden mit allerlei spanischen Köstlichkeiten verwöhnt und hauen uns gegen 23 Uhr in die Falle.