Tag 1

Endlich ist es soweit...nach 4-monatiger Verspätung geht's jetzt los! Um 12:20 Uhr ist alles in der Träwwelschees verstaut und bei schwülwarmem Wetter starten wir schon völlig verschwitzt unsere „Jungfernfahrt“ gen Süden.

 

Die Route führt uns von Laufenburg über St. Louis, Belfort, Besançon ins schöne Burgund. Wir fahren entlang des malerischen Flüsschens Doubs, das wir vor ein paar Jahren schon mit dem Hausboot befahren haben. Wunderschöne kleine Dörfer mit Natursteinhäuschen, alles sehr sauber und gepflegt, mit herrlichen Rosen in den Vorgärten.

 

Bei unserer ersten Rast in einem kleinen Dörfchen spricht uns ein Mexikaner aus La Paz/Baja California an, der begeistert ist von unserem Auto. Er arbeitet für das Rote Kreuz in Mississippi und hat die letzten Jahre in Bagdad Hilfskonvois gefahren erzählt er uns. Im Schnelldurchlauf dürfen wir seine gesamte Lebensgeschichte erfahren. Jetzt ist er auf dem Weg nach Le Havre und wird dort sich und sein Fahrzeug nach La Paz verschiffen. Ob man alles so glauben kann was er erzählt....

 

Gegen 19:30 Uhr ist es langsam Zeit sich nach einem Schlafplätzchen umzusehen. An geeigneten Parkplätzen mangelt es in Frankreich wirklich nicht, das muss man den Franzosen neidlos zugestehen. Wir haben auch gleich einen ziemlich grossen Platz gefunden, auf dem es sich schon mehrere Lkw's für die Nacht gemütlich gemacht hatten. Kaum haben wir unsere Parkposition erreicht, kommt auch schon der Wirt aus der Kneipe anmarschiert. „Ob wir hier übernachten wollen?“, fragt er Nobbi. „Dann müssen wir aber bei ihm essen“, sagt er. Nobbi kann sich ja in jeder Sprache verständigen (ist mir immer wieder ein Rätsel wie er das macht) und erklärt, dass wir nur schlafen wollen. „Auswärts“ essen gibt unsere Reisekasse leider nicht her, deswegen müssen wir dann den Platz auch räumen wobei der nette Herr auch gleich eine Alternative parat hat: ein geschlossenes Gasthaus nur einen Kilometer weiter. Nach einem leckeren Thunfischsalat ist es dann auch Zeit für ein Schläfchen...

 

Tag 2

Nach einer überraschend schlafreichen Nacht und einem kleinen Frühstück, geht's um 09:15 Uhr weiter Richtung Chalon sur Saône und von dort über Mâcon, Lyon,

 

St. Etienne nach Le Puy-en-Velay. Bei St. Etienne wird die Landschaft zunehmend bergiger und wir können ab und zu einen Blick auf die Loire werfen. Wir überqueren ein paar spektakuläre Brücken (mir wird ganz schlecht, so hoch sind die) und es weht ein kräftiger Wind bei nur noch 15°C.

 

In Le Puy-en-Velay führt die Nationalstrasse durch den kompletten Ort. Wir quälen uns mit Sattelschleppern, Wohnmobilen, Pkw's und sonstigen Gefährten durch die engen Gassen. Teilweise bleibt kaum noch eine handbreit Platz zwischen den parkenden Autos und uns. Ca. alle 50 Meter steht eine Ampel und die ist garantiert rot. Jeder fährt in die Kreuzung, alles hupt, keiner kommt mehr weiter und wenn, dann fahren alle durcheinander und wir stehen mittendrin. Aber Nobbi bleibt ganz cool während mir die Schweissperlen auf der Stirn stehen und ich mich frage, warum wir nicht ein ganz gewöhnliches kleines Wohnmobil gekauft haben...

 

Im 1200 m hoch gelegenen Pradelles wollen wir unseren Wasservorrat auffüllen und eigentlich nach Mende weiterfahren. Wir finden aber einen super Übernachtungsplatz mit einem dazugehörigen Geschäft mit Produkten der Region. „Die Übernachtung und das Wasser kosten nichts, wir sollen im Geschäft eine Wurst kaufen,“ sagt mir der sehr nette junge Mann, der offensichtlich der Chef hier ist.

 

Nobbi tankt Wasser, ich geh shoppen.

Alles was das Herz begehrt...aber natürlich nicht ganz billig. Eine Salami, Leberpastete mit Cognac und ein Käse, dessen Rinde zwar nicht sehr appetitlich aussieht er aber um so besser schmeckt, müssen aber doch sein.

 

Mit einer Flasche Crèmant ein sehr leckeres Abendessen...

 

Tag 3

Der heutige Tag fängt ganz schön „beschissen“ an (wirklich im Sinne des Wortes).

 

Nachdem uns der Sturm auf diesem wunderschönen und ruhigen Übernachtungsplatz in den Schlaf geschaukelt und auch wieder geweckt hat, gönnen wir uns die erste Wohnmobil-Dusche. Sie verdient mit Recht ihren Namen und bedarf keinerlei Verbesserungen.

 

Aber jetzt kommts: vor der Abfahrt wollen wir nochmal unsere Abwassertanks in den dafür vorgesehenen Kanal entleeren. Die Tanks sind voneinander getrennt, Toilette und Brauchwasser. Also nix wie Nobbi's selbstkonstruierte Schlauchapparatur angeschlossen und rein in den Kanal. Bevor der Schlauch jedoch den Kanal „erreicht“, verheddert er sich ausgerechnet am Schieber des Toilettentanks, öffnet diesen und die ganze Brühe läuft unter das Auto auf die Strasse!

 

An Peinlichkeit kaum zu übertreffen, kommt just in diesem Moment natürlich der sehr nette junge Mann von gestern Abend vorgefahren, begrüsst uns gleich und fragt wie die Nacht war. Ein Riesenloch zum Versinken bitte...

 

Sein Blick fällt gleich auf den Boden aber er sagt nichts. Wir hatten das Gröbste bereits mit Wasser weggespült, aber man sieht und riecht es trotzdem noch. Nobbi will noch Hände waschen und was weiss ich noch alles aber ich zische nur: „Rein ins Auto und weg“.

 

Gesagt, getan und mit schlechtem Gewissen fahren wir von dannen. Es ist mittlerweile 11:30 Uhr geworden. Die Gegend zwischen Pradelles und Mende ist wirklich traumhaft schön. Wir fahren durch die Berge, vorbei an Flüssen und alten Steinbrücken. Blumen in allen Farben säumen den Weg und die Wiesen: roter Mohn, gelber Ginster, weisse Narzissen und

 

blaue Hornveilchen. Goldregen blüht am Strassenrand, und auf den Felsen tummeln sich Teppiche von kleinen rosa Blüten, die aussehen wie kleine Sterne.

 

Weiter geht’s über Rodez, Albi, Toulouse und Foix in Richtung Andorra. In Ax-les-Thermes finden wir einen wunderschönen Platz zum Übernachten direkt an einem Fluss.

 

Drei Enten betrachten sich neugierig unser mobiles Haus und Nobbi träumt schon von Entenbraten... Aber es gibt nur Tomaten mit Mozzarella und Basilikum und eine Flasche Rotwein, dann ist es Zeit die Augen zu pflegen.