Journal

Datum:

27.02. - 04.03.2014

Fahrstrecke:

Calderitas

Tages-Km:
0
Km gesamt: 18534
Wetter:

Heiß, Wind, sehr angenehm

Besonderes:

Glücklich erreichen wir am Nachmittag unseren Traumplatz wieder - es weht ein kräftiges Lüftchen und unser Stellplatz direkt am Wasser ist auch noch frei...

Von heute (Freitag) bis Dienstag ist in Mexiko Karneval.

Am späten Nachmittag am Sonntag nehmen wir uns zusammen mit Eric und Susan ein Taxi in die Stadt, um uns den Karnevalsumzug anzusehen. Die verschiedenen Gruppen bestehen hauptsächlich aus tanzenden Mädchen in farbenfrohen, ziemlich knappen Kostümen und Federschmuck auf dem Kopf. Zwischendurch fahren Riesen-Lkw's mit fantasievollen Aufbauten hintendrauf, geschmückt mit jeder Menge Lichtern, Glitzer und Glimmer. Jede Gruppe hat ihre eigene Musik dabei, meist in Form eines Laptops und zahlreichen Riesenboxen.

Nach dem Umzug schlendern wir noch zu einem grossen Platz in der Nähe des Wassers, wo unendlich viele Essständchen aufgebaut sind. Mittlerweile hat sich die ganze Stadt mit Kind, Kegel und Opa mit Rollator hier versammelt und auf der Bühne tanzen die Mädels vom Umzug noch eine Samba...

Das war ein toller Abend, an den wir sicher noch lange denken werden.

Weiter geht's in "Belize"...

Wildlife:

Die Campingplatz-Leguane

Foto(s) des Tages:  
Datum:

24. - 27.02.2014

Fahrstrecke:

Calderitas - Chetumal - Pedro Antonio de los Santos

Tages-Km:
100
Km gesamt: 18434
Wetter:

So heiß...

Besonderes:

Tatsächlich - keiner hat mehr dran geglaubt - schaffen wir es heute, uns ohne weitere Vorfälle vom Campingplatz fortzubewegen. Zusammen mit Eric und Susan fahren wir an das Nordende vom Bacalar-See, um unsere Fahrzeuge zu testen, bevor wir nach Belize fahren.

Von einem Holländer auf unserem Platz erfahren wir, dass die Schotterstrasse dorthin gesperrt ist, es jedoch am anderen Ende des Dorfes noch eine Strasse gibt. Aber wer glaubt schon einem Holländer... ;-))

Kein Schild weist auf eine Sperrung hin, also nix wie reingefahren. Nach ca. 2 km sehr enger, mit Schlaglöchern versehener Piste kommt uns ein Lkw entgegen. "Die Strasse ist gesperrt", sagen uns die beiden netten Mexikaner. Weiter hinten liegen wohl Berge von Steinen und Schotter, absolut kein Durchkommen für uns.

Zum Glück gibt es Wendemöglichkeiten! Eric muss mit seinem 10 m langen "Schiff" ganz schön arbeiten, bis er umgedreht hat.

Also doch die andere Piste nach dem Dorf...

Eric fährt vor. Anfangs ist sie ganz gut befahrbar, wird jedoch immer enger und die Bäume immer dichter. Irgendwann kommen wir an eine Weggabelung und die Männer sondieren erstmal die Lage. Es wird noch enger. Wir fahren nun vor und räumen schon mal die ersten Äste ab mit der Träwwelschees. Irgendwann muss aber doch die Säge raus und mit vereinten Kräften werden Äste und einmal sogar ein ganzer Baum aus dem Weg geräumt. Nach anderthalb Stunden erreichen wir endlich unser Ziel, ein idyllisches Plätzchen mitten im Urwald und direkt am See. Es gibt Wasser, aber keinen Strom. Fritz, der 76-jährige Besitzer, ist bereits als Kind nach Kanada ausgewandert und verbringt seinen Lebensabend nun hier in Mexiko. Der Verwalter - haltet Euch fest, sonst fallt Ihr um vor Lachen - ist ein in Deutschland geborener Mexikaner, spricht fliessend Deutsch und heisst...Karl-Heinz Müffelmann (kein Witz)!!! Ich muss mich schwer zusammenreissen, dass ich nicht lospruste. 

Wir verbringen drei herrlich ruhige Tage in der Hängematte mit Lesen und Erzählen. Leider gibt es extrem viele Pferdebremsen und Moskitos und nachdem der Wind komplett nachgelassen hat, ist es kaum mehr auszuhalten.  Ich bin mit ca. 100 verschiedenen Stichen verziert und hab will keine Minute länger bleiben. Eric und Susan geht es ebenso und somit treten wir am Freitag den Rückzug an. Als Ziel kommt nur ein Platz in Frage: Unsere zweite Heimat Calderitas...

Wildlife:

Geckos, Chachalacas (Braunflügelguan auf Deutsch, die morgens bei Sonnenaufgang einen Riesenlärm verursachen)

Foto(s) des Tages:  
Datum:

19. - 24.02.2014

Fahrstrecke:

Mahahual – Cancun – Chetumal - Calderitas

Tages-Km:
Mietwagen
Km gesamt: --
Wetter:

Sonnig und heiß

Besonderes:

Reinhard gönnt sich noch ein Bad im Meer, dann geht’s zum Frühstück und um 9 Uhr brechen wir auf. In Tulum machen wir kurz Halt, um uns mit ein paar Sandwiches und Wasser einzudecken, dann geht’s weiter Richtung Cancun.

Wir überlassen Reinhard der Schlange am Condor-Schalter und machen uns gleich wieder auf den langen Rückweg gen Süden.

Bei unserer Ankunft gegen 19.30 Uhr erwarten uns Susan und Eric bereits mit einem Abendessen: Hähnchencurry mit Reis. Die beiden sind so lieb...

Der Campingplatz hat sich ganz schön gefüllt, wir haben fünf Neuzugänge, darunter zwei total nette Schweizer Paare, eines aus Holland und eine Familie aus Frankreich mit drei Kindern in einem deutschen Mercedes Feuerwehrauto.

Freitag und Samstag verbringt Nobbi damit, die Ursache für die leere Batterie zu suchen, der Holländer unterstützt ihn tatkräftig. Mithilfe von Eric's Batterieladegerät sind die beiden Batterien aufgeladen und wir können auch wieder starten. Am Samstag findet Nobbi dann auch die Ursache des Übels: Das Kabel für die ABS-Kontrollleuchte am Armaturenbrett hat sich gelöst und somit hinter dem Armaturenbrett dauergeleuchtet. Puh, das Problem wäre somit auch gelöst.

Nachdem Nobbi mit unserer Reparatur endlich fertig ist, geht’s beim Franzosen los: Sein Auto lässt sich auch nicht mehr starten. Irgendwie muss es doch an diesem Campingplatz liegen...

Und wieder macht sich mein Nobbi ans Reparieren und wieder mit holländischer Hilfe (ein Neuzugang von gestern Abend, sind schon ganz patent die Holländer)...

Unser Plan ist, nun am Montag endgültig weiterzufahren, mal sehen, was uns dieses mal davon abhält... Wir sind jedoch mittlerweile hier schon so zu Hause, dass wir eigentlich gar nicht mehr weiter wollen ;-))

Wildlife:

Leguane

Foto(s) des Tages:  
Die Franzosen (2 Erwachsene, 4 Kinder) mit ihrem deutschen Feuerwehrauto
Die Franzosen (2 Erwachsene, 4 Kinder) mit ihrem deutschen Feuerwehrauto
Datum:

15. - 19.02.2014

Fahrstrecke:

Calderitas – Chetumal - Mahahual

Tages-Km:
Mietwagen
Km gesamt: --
Wetter:

Sonnig und heiß

Besonderes:

Nobbi will heute Morgen noch unser Abwasser entsorgen, bevor wir fahren – die Träwwelschees macht jedoch keinen Mucks mehr, irgendetwas hat die Starterbatterie leergezogen. Es ist einfach der Wurm drin im Moment. Das ist uns jetzt aber grad egal, darum kümmern wir uns, wenn wir wieder zurück sind am Mittwoch...

Unser gebuchtes Hotel stellt sich wirklich als Paradies heraus: Weisser Sandstrand, Palmen, türkisfarbenes Wasser und ein tolles Zimmer mit zwei Etagen. Für vier Tage machen wir nichts anderes als Schwimmen, Essen, Trinken, Schlafen und Lesen. Das Hotel hat nur 10 Zimmer und vorwiegend europäische Gäste. Es liegt ziemlich abgelegen, 12 km südlich von Mahahual an einer sandigen, von Schlaglöchern durchzogenen Beach Road. Ohne fahrbaren Untersatz ist man hier ganz schön verloren.

Was uns hier auffällt, ist – ganz im Gegensatz zu Campingplätzen – dass die Gäste keinerlei Kontakt zu anderen Gästen suchen, manchmal noch nicht einmal ein „Guten Morgen“. Ein deutsches Paar ist uns besonders aufgefallen: Nobbi hat sich mit der Frau am Strand ziemlich lange unterhalten, der Mann jedoch hat keinen Pieps gesagt. Wenn die beiden morgens zum Frühstück gekommen sind, hat er immer in die andere Richtung geschaut, während sie freundlich gegrüsst hat. Reinhard hat ihn kurzerhand den „Schweiger“ getauft. Ebenso ein junges Paar aus dem Norden Deutschlands, kein Gruß, kein Wort, nix. Aber das war uns auch egal, wir hatten jedenfalls viel Spass. Zum Abendessen haben wir uns immer ein anderes Restaurant ausgesucht: Einmal eine Strandkneipe in Mahahual mit einer Riesenportion Fischfilet, gefüllt mit Meeresfrüchten und Champignonsauce; einmal ein kleines uriges Kneipchen in Xcalak mit Shrimps, Reis und Salat; das Beste jedoch war „El Castillo“ (www.hotel-castillo.com), ein von einem Österreicher und seiner mexikanischen Frau geführtes Restaurant mit ein paar Zimmern an einem Traumstrand, nur ca. 2 km von unserem Hotel entfernt. Ein absoluter Geheimtipp! Lobster- und Shrimpscurry, Fisch, gefüllte Ananas mit Meeresfrüchten, alles frisch und total lecker. Eine Spezialität sind wohl auch die Crepes, aber die haben wir in Europa ja genug.

Viel zu schnell sind die vier Tage und Reinhards Urlaub vorbei, schade...

Wildlife:

Jede Menge Leguane, 1 Schildkröte, 1 Schlange

Foto(s) des Tages:  
Datum:

10. - 15.02.2014

Fahrstrecke:

Calderitas - Chetumal - Cancun - Chetumal - Calderitas

Tages-Km:
Mietwagen
Km gesamt: --
Wetter:

Sonnig und heiß

Besonderes:

Gestern (Sonntag) hat sich unser Freund Reinhard aus Deutschland ganz überraschend zu einem einwöchigen Besuch angekündigt. Wir freuen uns natürlich riesig und wollen ihn am Mittwoch Nachmittag in Cancun am Flughafen abholen. Von hier aus sind es 373 km bis dorthin und wir müssen uns langsam auf die Socken machen...

Zusammen mit Susan, Eric und Phillipe wollen wir noch bei Walmart einkaufen gehen und gemeinsam bis Bacalar fahren, einem Süsswassersee ca. 50 km entfernt. Er wird auch der „See der sieben Farben“ genannt, weil er im Laufe des Tages wohl siebenmal die Farbe wechseln würde.

Eric und Susan fahren schon mal los, wir hinterher. Als wir aus der Ausfahrt des Campingplatzes hinausfahren und Nobbi in den zweiten Gang schalten will – Ihr könnt es erahnen – geht nix mehr. Das geschweisste Schaltgehäuse ist wieder gerissen!!! Im ersten Gang fahren wir so lange weiter, bis wir umdrehen können und zuckeln zurück auf den Campingplatz. Phillipe kommt uns entgegen und wir erklären ihm die Situation. Er macht sich auf den Weg zu Walmart, um Eric und Susan zu informieren, dass wir nicht mitfahren können.

Nobbi kippt gleich das Fahrerhaus und schaut nach, tatsächlich ist das Teil wieder gerissen, diesmal oberhalb der Schweissnaht. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, wir brauchen einen neuen Deckel. Zu unserem Glück kommt Reinhard am Mittwoch...

Über Skype versuche ich gleich (es ist mittlerweile bereits 20 Uhr in Deutschland) bei Mercedes in Kaiserslautern (das Telefon dort ist bis 21 Uhr besetzt) anzurufen. Keine Antwort. Dann versuche ich es bei der Mercedes Notruf-Hotline. Dort bekomme ich einen netten Herrn dran, der es nicht wirklich glauben kann, dass wir mit einem deutschen Lkw in Mexiko stehen. Er kann mir jedoch gleich versichern, dass er mir eigentlich nicht helfen kann, weil er nur für Europa zuständig ist. Trotzdem ist er so nett und ruft nochmal in Kaiserslautern an und tatsächlich nimmt auch ein Herr Graf ab. Wir sind nun zu dritt in der Leitung und ich über Skype mit einer mexikanischen Internetverbindung – mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Herr Graf ist nicht sehr kooperativ, ich habe ihm wahrscheinlich grade noch gefehlt so kurz vor Feierabend. Die Teilenummer, die ich ihm angebe, scheint nicht zu stimmen und er muss erst die richtige suchen. Im Zentrallager im ca. 70 km entfernten Germersheim ist das gesuchte Teil vorrätig, allerdings wäre es nicht möglich, es bis zum nächsten Abend nach Kaiserslautern zu bringen. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Das Teil ist da, kann aber innerhalb 24 Stunden keine 70 km transportiert werden und der Notruf kann nicht helfen...wo gibt’s denn so was??? Mit dem Taxi darf es nicht mehr abgeholt werden und sonst darf es auch niemand abholen. Bevor ich anfange zu schreien, beende ich das Gespräch und muss mich erstmal beruhigen.

Ein bisschen später ruft Nobbi nochmal in Kaiserslautern an. Herr Graf ist nicht mehr dran, der hat sich wahrscheinlich bis zum Feierabend in der Toilette eingeschlossen...

Nobbi erklärt nochmal ausführlich unsere Situation und vereinbart, dass Reinhard am nächsten Tag in Kaiserslautern vorbeifährt und den Schaltgehäusedeckel abholt, was dann auch tatsächlich einwandfrei klappt (Abholung in Germersheim mit dem Taxi für 150 Euro). Na also, geht doch!

Eric, Susan und Phillipe sind auch wieder auf dem Platz eingetroffen, natürlich lassen die Drei uns nicht im Stich...

Am Dienstag fahren wir in die Stadt und mieten uns einen Pkw, um Reinhard morgen abzuholen. Die Campingplatz-Chefin organisiert uns einen Mechaniker, der am Abend vorbeikommen und den Schaden anschauen will. Er erscheint auch tatsächlich – Manuel aus Belize, ein lustiger kleiner Mann mit schwarzen Locken. Wir vereinbaren einen Termin am Donnerstag morgen um 8 Uhr (wir sind gespannt, ob er erscheint...).

Am Mittwoch früh um 8 Uhr düsen wir los Richtung Cancun. Der Highway ist sehr gut zu befahren und wir kommen gut vorwärts. Bis Tulum (etwa in der Mitte zwischen Chetumal und Cancun) fahren wir durch ursprüngliches Mexiko, danach wird es sehr touristisch: Die Strassen werden von Blumen gesäumt, es ist sauber und gepflegt, rechts der Strasse am Meer liegt ein Resort neben dem anderen mit riesigen Einfahrtsstrassen und plätschernden Springbrunnen. Es ist wie in einer anderen Welt. Das Mexiko, das wir kennen- und mittlerweile auch lieben gelernt haben, gibt es hier nicht.

Reinhards Maschine hat eine halbe Stunde Verspätung und trifft um 14.30 Uhr ein. Er hat keinerlei Probleme am Zoll mit seiner kostbaren Fracht und gegen 16 Uhr können wir uns auf den Rückweg nach Chetumal machen. Nach einem gemütlichen Abendessen kann sich Reinhard nach seiner langen Reise gegen 22 Uhr endlich in sein klimatisiertes Zimmer auf unserem Campingplatz zurückziehen.

Am nächsten Morgen um 7.45 Uhr (!!!) trifft Manuel bereits ein, wir sind schon mal positiv überrascht. Zusammen mit Nobbi macht er sich ans Werk.

In der Nacht sind auch Otto und Jutta aus der Pfalz mit ihrem Wohnmobil angekommen. Als Otto unseren Schaden sieht, zieht er gleich seine Arbeitshosen an und verschwindet unter der Träwwelschees.

Alle Männer des Platzes beteiligen sich an der Reparatur – psychisch oder physisch (eigentlich hätten wir Manuel gar nicht gebraucht...).

Nach erfolgreicher vierstündiger Reparatur macht Nobbi noch eine Probefahrt mit Manuel, dann gibt es erstmal ein Bier. Ich frage unseren Mechaniker, was er denn für die Reparatur bekommt, darauf erwidert er: „Wir sind doch fast schon Freunde, eigentlich kann ich gar nichts von Euch nehmen“. Er erzählt mir, dass er Gitarre spielt und singt. Ich frage ihn, ob er nicht am Abend mit seiner Gitarre vorbeikommen möchte auf ein paar Bier und Tequila und ein paar Grillwürstchen und bis dahin kann er sich auch überlegen, was er an Geld von uns bekommt. Seine Augen fangen an zu leuchten und er nimmt gerne an, fragt, ob seine beiden Helfer auch mitkommen dürfen. Natürlich, um 18 Uhr soll's losgehen. Jutta und Otto laden wir natürlich auch ein. Wir Frauen machen ein paar Salate und Eric heizt den Grill ein. Zur vereinbarten Uhrzeit ist allerdings von Manuel nichts zu sehen, trotzdem lassen wir es uns schmecken. Gegen 20 Uhr jedoch trudelt er ein – er hat nur einen Helfer dabei, dafür aber noch seinen Bruder mit dessen Frau. Egal, es ist genug für alle da.

Manuels Gitarre ist total verstimmt und hat einen Riss – aber er ist mit Leib und Seele dabei. Mit jedem Tequila blüht er mehr auf. Nach jedem Lied fragt er: „Are you happy? Because when you are happy, I am happy!“ und am Schluss liebt er uns alle und umarmt uns. Ich stecke ihm 100 US-Dollar für die Reparatur zu...

Als alle unsere hochprozentigen Vorräte geleert sind, beenden wir den schönen Abend. Manuel ist voll wie fünf Eimer, setzt sich aber sofort ans Steuer seines schwarzen Vans und fährt sich und seine Kumpel nach Hause.

Am Freitag spielt sich hier auf dem Platz ein erneutes Drama ab, das eigentlich kaum zu glauben ist: Das Loch, in das wir eingebrochen sind, wurde bereits mit zwei Lastern voll Schotter aufgefüllt, ein dritter Laster mit Schotter ist im Anrollen. Anstatt - wie bisher - von vorne rückwärts an das Loch heranzufahren, fährt der Knallkopp seitlich rückwärts heran und - und das ist kein Witz - versinkt mit einem der hinteren Reifen in der Tiefe, ca. 10 m neben unserem Loch! Es hilft alles nix, der Abschleppwagen muss wieder her. Susan und ich richten uns - mit Fotoapparat bewaffnet - gemütlich auf unseren Stühlen ein - der Nachmittag ist gerettet... Da der Laster mit dem Schotter so schwer ist, schafft der Abschleppwagen es nicht, ihn herauszuziehen, ein JCB mit Schaufel muss her. Dieser hebt den Laster hinten mit der Schaufel an und der Abschleppwagen zieht vorne an. Nach drei Versuchen ist es geschafft. Also über Langeweile kann man sich hier wirklich nicht beklagen. Den Rest des Tages verbringen wir gemütlich mit Erzählen und Internet-Recherche. Reinhard möchte gerne die letzten vier Tage seines Urlaubs an einem „richtigen“ Karibikstrand verbringen. Ca. 150 km von hier finden wir ein kleines Resort unter italienischer Leitung, das wir vom 15. bis 19. Februar buchen. Da wir den Mietwagen für eine ganze Woche gebucht haben, wollen wir die Träwwelschees hier stehen lassen und mit dem Pkw fahren.

Wildlife:

Leguane

Foto(s) des Tages:  
Datum:

05. - 10.02.2014

Fahrstrecke:

Ejido Nuevo Conhuas - Chetumal - Calderitas

Tages-Km:
188
Km gesamt: 18334
Wetter:

Meistens sonnig und heiß, manchmal kurze Regenschauer

Besonderes:

Am nächsten Morgen beschliessen wir, nun doch weiterzufahren. Wir wollen unbedingt wieder ans Meer.

In Chetumal angekommen, decken wir uns erstmal wieder mit Lebensmitteln und Bier ein, dann geht’s auf den Campingplatz. Dieser liegt in einer Bucht direkt am Wasser - zwar nicht mit Sandstrand, sondern von einer Mauer umgeben. Die sanitären Anlagen sind sehr schön und sauber, es gibt eine Wäscherei und eine Palapa, ein offenes, palmwedelgedecktes Restaurant.

Wir buchen uns erstmal für zwei Nächte ein. Ein Stück neben uns stehen Eric und Susan aus Kanada, die auch keinen festen Wohnsitz mehr haben und schon seit ein paar Jahren in Süd- und Mittelamerika unterwegs sind, allerdings mit einem ganz „normalen“ Wohnmobil. Phillipe aus Belgien ist ein Unikat. Der 46-jährige liefert Segelboote in die ganze Welt aus. Momentan ohne Auslieferungsjob hat er sich in Panama einen Mitshubishi Pick-up mit einer nicht ausgebauten Kabine hintendrauf gekauft und reist in Zentralamerika herum.

Jeden Tag verlängern wir noch einen Tag, irgendwie kleben wir hier fest...

Am Samstag gehen wir zusammen mit den anderen in die Stadt auf den Markt. Für 5 Pesos pro Person (ca. 0,28 €) dürfen wir in einem Bus mitrattern, der in Deutschland schon vor 30 Jahren keinen TÜV mehr bekommen hätte: Aus den Sitzlehnen sind Stücke ausgebrochen, durch die Löcher im wahrscheinlich mehrfach wieder zusammengeschweissten Boden kann man auf die Strasse bzw. auf die komplett abgefahrenen Reifen sehen. Es scheppert und kracht während der ganzen Fahrt, aber er hält durch.

In brütender Hitze schlendern wir über den Markt und bewundern die Fülle von heimischen Früchten: Mangos, Papayas, Orangen, Grapefruits, Ananas, Bananen, Guavas – und alles für wenig Geld. Die Fleischabteilung ist – wie in allen Dritte Welt-Ländern so üblich – nicht gekühlt, das Fleisch hängt von der Decke oder liegt auf der Theke, die toten Hühner liegen gerupft mit Kopf und Füssen dran da rum und es riecht eklig nach rohem Fleisch. Nobbi ist selig, ich muss raus...

Auch Fische gibt es in Hülle und Fülle, Krabben und Krebse, diese liegen jedoch auf Eis ;-).

Zurück nehmen wir uns zwei Taxis, weil irgendwie kein Bus vorbeikommt und wir vollkommen erledigt sind von der Hitze.

Zurück am Platz wollen wir zuerst unsere Abwassertanks leeren und anschliessend unseren Stellplatz gegen einen windigeren tauschen. Und wenn Ihr jetzt lest, was uns dabei passiert ist, das glaubt Ihr nie und nimmer: Ich winke Nobbi rückwärts an den Abwasserkanal. Er fährt und fährt und plötzlich – völlig lautlos – sackt die rechte hintere Seite bis auf den Rahmen ab! Ich stehe wie gelähmt und mit offenem Mund da... Nobbi steigt aus und fällt fast um, als er sieht, dass der halbe Reifen in eienm Loch steckt. Als ich mich wieder bewegen kann, rufe ich sofort Phillipe und Eric. Nobbi holt schon die beiden Wagenheber und Holzklötze, Eric bringt noch ein paar Holzbretter. Zuerst wird hinten bei der Stossstange hochgebockt, dann unter dem Auto – und das alles bei über 30°C! Anschliessend graben die Männer den Reifen vorne aus, wir füllen das Loch mit Steinen und Unterlegkeil. Nobbi versucht nun, die Träwwelschees langsam herauszufahren – ganz schlechte Idee. Der Unterlegkeil wird nach unten geschleudert, die Wagenheber fallen sowieso ab und wir sinken noch ein Stückchen tiefer hinunter. Mittlerweile können wir auch hineinsehen: Das „Loch“ unter uns ist riesig, offensichtlich ein alter septischer Tank, der mit ca. 10 cm mexikanischem Beton mit ein paar mittlerweile verrosteten Eisen bedeckt war und dann mit Gras bepflanzt. Anscheinden haben in den letzten Wochen viele Wohnmobile hier entsorgt, aber die waren wahrscheinlich nicht so schwer wie wir. Endlich lässt sich auch die Tochter des Hauses blicken, bisher hat sich kein Mensch um uns geschert. Phillipe spricht zum Glück fliessend Spanisch und ist uns eine grosse Hilfe. Zufälligerweise hat der Chef des Platzes auch einen Abschleppdienst für LKW, wie praktisch. Dieser wird angerufen und ist auch – wer hätt's gedacht – innerhalb weniger Minuten da. Er hängt unser Fahrzeug an eine dicke Kette und zieht an. Zur Hälfte sind wir schon draussen, dann fangen die Reifen des Abschleppwagens auf dem feuchten Gras an durchzudrehen. Wieder bleibt uns fast das Herz stehen. Wenn er jetzt wieder zurückrollt, dann siehts finster aus. Wir haben gesehen, dass auch der linke hintere Reifen bereits eine ziemlich grosse Delle in den Rasen gedrückt hat, wo wir – wenn der Wagen wieder zurückrollen würde – wahrscheinlich mit der ganzen hinteren Achse einbrechen würden.

Aber der Mann versteht offensichtlich sein Handwerk und wir bleiben so halb über dem Loch hängen. Er bedeutet Nobbi, dass er jetzt mithelfen muss mit der Träwwelschees. Nobbi steigt ein, lässt den Motor an und mit Hilfe des Allrads fahren die beiden ganz sanft heraus. Puhhhhh, uns fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen und es scheint wohl auch keine Schäden am Fahrzeug gegeben zu haben, was ein Glück im Unglück!

Nun haben wir uns aber ein paar kalte Bierchen redlich verdient. Eric schmeisst den Grill an, wir machen einen Salat und Reis und dazu gibt es jede Menge Bier und Sangria. Nach dem Essen holen wir unseren Tequila und machen ihn nieder. Eric bringt die nächste Flasche - auch die machen wir nieder. Phillipe findet noch eine Kleine in seinem Auto – die überlebt den Abend auch nicht. Wir verbringen einen wunderbaren Abend und bei der Menge Alkohol können wir über das heutige Erlebnis richtig lachen...

Der nächste Morgen allerdings ist hart – wie Ihr Euch sicher denken könnt...

Wir pflegen unseren Kater und sind einfach nur froh, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind.

Morgen wollen wir endgültig alle weiterfahren und als Abschiedsessen gibt es heute Abend Eric's Gulasch und Rotkraut und Kartoffelbrei à la Alexandra...

Wildlife:

4 Leguane, 2 Papageien

Foto(s) des Tages:  
Leguan beim Sonnenbad
Leguan beim Sonnenbad
Wir stecken ganz schön in der Scheisse...
Wir stecken ganz schön in der Scheisse...
Das "grosse Loch"
Das "grosse Loch"
Datum:

04. - 05.02.2014

Fahrstrecke:

Isla Aguada – Ejido Nuevo Conhuas, ein Minidörfchen an der MEX 186, unmittelbar vor der Abzweigung zu den Pyramiden von Calakmul

Tages-Km:
228
Km gesamt: 18146
Wetter:

Erst sonnig, dann bewölkt, ein paar Tröpfchen Regen, 30°C

Besonderes:

Heute verabschieden auch wir uns von dem schönen Platz und deren netter Besitzerin Thelma. Thelma ist Mexikanerin und war 50 Jahre mit einem Schweizer aus Basel verheiratet, bevor dieser vor zwei Jahren an Krebs verstorben ist.

Ich checke nochmal kurz die Emails und freue mich riesig über einen Strassenzustandsbericht von Dave, die am Tag zuvor die gleiche Strecke gefahren sind wie wir heute. Das fand ich total süss...

Eigentlich wollten wir die Pyramiden von Calakmul besichtigen. Als wir an der Abzweigung dorthin ankommen, ist dort eine Schranke. Für die erste Etappe der 60 km sollen wir pro Person 26 Pesos und für das Auto nochmal 58 Pesos bezahlen. Ob wir danach mit dem grossen Fahrzeug weiterfahren können oder nicht, konnte uns der sehr nette junge Mann in perfektem Englisch nicht sagen, auch nicht, ob wir beim Visitor Center übernachten können. Weiterhin gibt es im weiteren Verlauf der Strasse noch eine Strassengebühr sowie dann den Eintritt zu den Pyramiden. Die Kosten dafür konnte er uns aber auch nicht sagen. Der Reiseführer, den ich habe (von 2012), gibt darüber auch nichts her. An der Hauptstrasse gibt es ein Restaurant, wo man auf der Wiese für ein paar Pesos über Nacht stehen kann. Dorthin machen wir uns auf und wollen erstmal drüber schlafen.

Dem reparierten Schaltgehäuse scheint die heutige Fahrt jedenfalls nichts ausgemacht zu haben...

Wildlife:

Hunderte von Reihern

Foto(s) des Tages:  
Lecker Bananen...
Lecker Bananen...
Datum:

31.01. - 04.02.2014

Fahrstrecke:

Ciudad del Carmen - Isla Aguada

Tages-Km:
38
Km gesamt: 17918
Wetter:

Sonne pur bei knapp über 30°C. Auch in der Nacht fällt das Thermometer nicht unter 27°C

Besonderes:

Am nächsten Morgen laufen wir erst Mal zur erwähnten Werkstatt, die wir natürlich nicht finden (oder vielleicht auch nur übersehen haben, weil sie so klein war...). Dann halten wir ein Taxi an, fragen den Fahrer und lassen uns anschliessend gleich hinbringen. Die Werkstatt ist ungefähr so gross wie die Bäckerei in Krickenbach (oder eine Doppelgarage). Nebenan im „Garten“ steht ein alter Mercedes-Bus und noch zwei andere Schrottkarren. Die Werkstatt ist jedoch geschlossen. Der nette Taxifahrer fragt ein bisschen rum und gleich darauf erscheint auch schon der Besitzer. Er fährt mit uns zum Hotel und sieht sich den Schaden an. Ein Riss im Aludruckguss-Gehäuse muss geschweisst werden, dazu muss das Gehäuse ausgebaut werden, sonst ist es in drei Stunden wieder gerissen. So ca. zwei Tage wird es dauern, Kosten zwischen 300 und 400 US$. Nobbi ist gar nicht wohl bei der Sache, aber was wollen wir machen? Gemeinsam fahren wir im ersten Gang zu seiner „Werkstatt“. Der Chef zieht sich seinen orangenen „Schaffanzug“ an uns los geht’s. Es dauert nicht sehr lange, da kommt er – schwarz verschmiert von oben bis unten und dem Gehäuse unter dem Arm – wieder hervorgekrochen (das Getriebeöl hat er natürlich gleich auf der Strasse entsorgt...). Der Riss zieht sich rund um den gesamten Deckel. Das sieht gar nicht gut aus, finden wir.

Gemeinsam mit Nobbi läuft er um die Ecke zum Schweisser. In zwei Stunden soll das Teil fertig sein, schauen wir mal...

Tatsächlich nach zwei Stunden kommt der Schweisser, ein ganz junger Mann, auf dem Moped mit dem fertigen Gehäusedeckel vorgefahren. Jetzt noch durch Nobbis Qualitätssicherung und dann geht’s wieder ans Einbauen. Gegen 18 Uhr ist auch das erledigt, die Gänge lassen sich wieder schalten. Für umgerechnet ca. 25 Euro für's Schweissen und 100 US-Dollar für Aus- und Einbau sind wir dabei. Ging doch schneller wie geplant und war noch ganz schön billig obendrein, ob das Ganze allerdings den miesen Strassen hier und den noch schlechteren in Guatemala standhalten wird, darüber wollen wir uns im Moment den Kopf lieber nicht zerbrechen.

Trotzdem es schon relativ spät ist, fahren wir doch noch die 35 Kilometer zum Campingplatz in Isla Aguada, den wir eigentlich gestern Abend schon anfahren wollten. Bei unserer Ankunft ist es zwar schon dunkel, aber noch eine Nacht in der „Stadt des Grauens“ wollten wir auf keinen Fall verbringen. Wir brauchen dringend ein paar Tage Fahrpause, um zu überlegen, ob wir weiterfahren wollen oder lieber umkehren.

Nach einer ruhigen Nacht sehen wir uns erstmal unsere Umgebung richtig an: Wir stehen unter Palmen direkt am Wasser, nur durch einen Zaun vom Strand getrennt. Links neben uns stehen drei Wohnmobile aus USA und ein Wohnwagen aus Kanada. Natürlich werden wir sofort von allen begrüsst und erfahren, dass Dave und Connie aus Idaho die Reiseleiter sind und die Gruppe während zwei Monaten durch Mexiko führt, bzw. einen Monat davon in Playa del Carmen unterhalb von Cancun. Den Beiden ist am Abend zuvor das gleiche Malheur passiert wie uns mit dem Schlagloch, zum Glück ist aber nichts passiert. Wir werden sehr herzlich in deren „Familie“ aufgenommen und für den Abend gleich zum Lagerfeuer am Strand mit Hot Dogs und Feuerwerk eingeladen.

Am nächsten Morgen um 9 Uhr schliessen wir uns der Gruppe zu einer zweieinhalbstündigen Bootstour an. Wir besuchen Bird Island, eine kleine, von Pelikanen, Reihern, Kormoranen und Fregattvögeln bevölkerte Insel. Auf dem anschliessenden Weg nach Shell Island kommen wir an ein paar Gruppen von Delfinen vorbei und können diese eine Weile beobachten. Auf dieser winzigen Insel haben wir eine halbe Stunde Aufenthalt und nutzen diese zum Muscheln suchen und die riesigen weissen Pelikane beobachten.

Unsere neue „Senioren-Familie“ (Durchschnittsalter 75 Jahre) verlässt uns am Montagmorgen um 8.30 Uhr. Ich hatte der Gruppe meine Fotos von der Bootstour zur Verfügung gestellt und Judy hat mir dafür einen Geschirrwaschlappen gestrickt (das ist momentan sehr populär in USA, hab schon mal einen bekommen). Das fand ich total süss.

Wir verbringen den Tag faul im Liegestuhl (wie auch schon die letzten beiden Tage...). Es ist so heiß, dass ohnehin jegliche Art von Bewegung Mord wäre. Selbst in den Nächten kühlt es nur wenig ab und wieder einmal wünschten wir uns von Herzen eine Klimaanlage...

Wegen unserer weiteren Fahrtroute haben wir uns mittlerweile darauf geeinigt, dass wir auf jeden Fall nach Belize fahren und dann weiter nach Guatemala. Wenn alles gutgeht, entscheiden wir von dort, ob wir tatsächlich bis nach Panama fahren oder von dort aus an die Westküste Mexikos. Wir werden sehen...

Wildlife:

Fregattvögel, Reiher, Kormorane, braune und weisse Pelikane, Kolibris, Geckos, Delfine

Foto(s) des Tages:  
Unsere LKW-Werkstatt...
Unsere LKW-Werkstatt...
Fischerboote im Sonnenaufgang
Fischerboote im Sonnenaufgang
Gemütlicher Abend am Strand mit unserer neuen Familie...
Gemütlicher Abend am Strand mit unserer neuen Familie...
Fregattvogel
Fregattvogel
Datum:

30. - 31.01.2014

Fahrstrecke:

Agua Dulce – Villahermosa - Ciudad del Carmen

Tages-Km:
331
Km gesamt: 17880
Wetter:

 

Regen, Regen, Regen bei schwülen 24°C. Der Schweiss läuft...

Besonderes:

Es hat die ganze Nacht geregnet. Am Morgen will Nobbi zur Abwasserentsorgung ein Stück zurückfahren, doch der linke hintere Reifen gräbt sich gleich in Matsch ein. Also lassen wir die Entsorgung und verlassen den idyllischen Bauernhof in Richtung Yucatan-Halbinsel. In Villahermosa überlegen wir noch kurz, ob wir hier schon die Nacht verbringen wollen, doch es ist für unsere Verhältnisse noch früh, also fahren wir weiter. Die Strasse heute ist in einem extrem schlechten Zustand und der Regen tut sein Übriges. Vier Augen sind konstant auf die Fahrbahn geheftet, um den Schlaglöchern, unzähligen Speed-Bumps (wie heissen die eigentlich auf Deutsch???), Pferden, Kühen, Eseln, Fahrrädern und sonstigen Sachen auf der Strasse rechtzeitig ausweichen zu können. Einmal hatten wir auf relativ freier Strecke 14 (!!!) von diesen Speed-Bumps direkt hintereinander, da macht das Fahren richtig Spass ;-(. Wir denken ja, dass diese Dinger nur „eingebaut“ werden, um den Menschen in den Dörfern die Möglichkeit zu geben, ihre Waren an den Mann zu bringen, während die Autofahrer langsam drüberhopsen...

Gegen 16:30 Uhr kommen wir in Ciudad del Carmen an, 34 km vor unserem eigentlichen Ziel Isla Aguada. Wie immer müssen wir mal wieder die gesamte Stadt durchqueren, und das im Feierabendverkehr. Hinzu kommt noch, dass die rechte der beiden Fahrbahnen komplett unter Wasser steht und man nicht weiss, war sich darunter verbirgt. Genau das wird uns dann auch zum Verhängnis. Wir haben es fast durch die Stadt geschafft, meistens folgen wir einem LKW vor uns durch Wasser, Matsch und Schmodder. Kurz vor einer Ampel müssen wir nochmal ein komplett überflutetes Stück überqueren und da passiert es: Wir geraten in ein riesiges Schlagloch, es kracht gewaltig und wir werden kräftig hin- und hergeschüttelt. Beim Weiterfahren bemerkt Nobbi, dass er keinerlei Gänge mehr schalten kann. Scheisse, das sieht nicht gut aus...

Auf der rechten Seite ist ein Supermarkt, dort fahren wir erst mal auf den Parkplatz und kippen das Fahrerhaus. Es dauert auch nicht lange, bis wir den Schaden finden: Das Schaltgehäuse ist gerissen. Oh nein, das darf jetzt aber nicht wahr sein! Im Supermarkt frage ich nach, ob die vielleicht eine LKW-Werkstatt in der Nähe wissen und ob wir hier stehenbleiben können über Nacht. Werkstatt wissen die natürlich keine, bleiben dürfen wir aber. Nur sollen wir im Eingangsbereich unter den Lampen parken, dort gibt es wohl auch einen Nachtwächter.

So ganz gefällt uns die Idee nicht und wir gehen zu Fuss in das 200 m entfernte Hotel Hampton Inn (by Hilton), dort wird ja vielleicht auch jemand Englisch sprechen.

Der höchstens 16-Jährige an der Rezeption spricht ungefähr so viel Englisch wie ich Spanisch. Dennoch kann ich ihm erklären, dass wir eine Werkstatt für LKW's brauchen und er blättert auch fleissig in den Gelben Seiten rum. Dann ruft er bei Einer an, die können uns aber offensichtlich nicht helfen. Schliesslich erscheint eine junge Frau in einem blauen Kostüm, wohl seine Vorgesetzte und – ihr glaubt es nicht – sie spricht Englisch! Sie erklärt mir, dass es zwei Blocks weiter auf der linken Seite eine Werkstatt gäbe, wir sollen gleich da hinfahren. Mittlerweile ist es aber 18 Uhr und fast dunkel und das ist uns dann doch zu heikel. Ich frage sie, ob wir hinter dem Hotel übernachten dürfen. Selbstverständlich dürfen wir und es kostet – nix!!! An viel Schlaf ist jedoch nicht zu denken, der Schaden ist doch immens. Nobbi ist ziemlich fertig und hat eigentlich überhaupt keine Lust mehr weiterzufahren.

Wildlife:

2 Kolibris

Foto(s) des Tages:  
Überflutete Strassen in der Stadt des Grauens
Überflutete Strassen in der Stadt des Grauens
In der Mitte des Bildes kann man gut den Riss im Schaltgehäusedeckel sehen
In der Mitte des Bildes kann man gut den Riss im Schaltgehäusedeckel sehen
Datum:

29. - 30.01.2014

Fahrstrecke:

Catemaco - Agua Dulce

Tages-Km:
199
Km gesamt: 17549
Wetter:

 

Unser erster trüber Tag in Mexiko, am Nachmittag leichter Regen, 23°C

Besonderes:

Bis wir uns von allen verabschiedet und noch eine Weile erzählt haben, ist es schon wieder 11 Uhr, bis wir auf die Strasse kommen. Diese ist heute extrem schlecht und wir kommen nur langsam voran. Unser geplantes Tagesziel Villahermosa können wir unter diesen Umständen nicht erreichen. In Agua Dulce soll es an der Tankstelle einen Stellplatz geben, der zwischendurch mal geschlossen war, jetzt aber wohl wieder offen ist. Ein Schild können wir auch hier wieder nicht entdecken. Ich frage in einem Cafe nach und der Besitzer ist so nett und zeigt mir den Weg. Der Besitzer fährt mit dem Fahrrad voraus und wir folgen ihm, vorbei an Pferden, Eseln und Kühen. Dann noch durch eine Palmenallee und schon sind wir da. Die sanitären Anlagen sind erstaunlicherweise sauber und so ziemlich das Beste, was wir bisher gesehen haben. Die Stellplätze sind zwar mit Kuhfladen bedeckt und um uns gucken die Kühe auch ein bisschen komisch, aber wir sind mal wieder die Einzigen und der Platz sehr idyllisch.

Wildlife: Nix Neues
Foto(s) des Tages:  
Unsere Nachbarn auf der Campingwiese
Unsere Nachbarn auf der Campingwiese
Datum:

27. - 29.01.2014

Fahrstrecke:

Boca del Rio - Catemaco

Tages-Km:
154
Km gesamt: 17350
Wetter:

Heiß, schwül, der Schweiss läuft in Strömen...

Besonderes:

Von Meeresniveau geht es heute nochmal in die Berge, allerdings nur auf rund 300 m zum Lago Catemaco. Der See ist umrahmt von vulkanischen Bergen und Regenwald. Das Städtchen Catemaco mit seinen 28.000 Einwohnern ist bekannt für seine Schamanen, Hexen und Zauberer, die brujos. Man kann sich hier die Zukunft voraussagen oder von irgendwelchen schlechten Geistern befreien lassen. Es kann aber durchaus sein, dass der brujo im Ford Explorer vorfährt und einem sagt, man soll seine Webseite besuchen, wenn er grade keine Zeit hat.

Bevor wir unser Nachtlager beziehen, will Nobbi noch die gesamte Front der Träwwelschees putzen lassen. Er hält an einer Autowäsche an (typischerweise bestehend aus einem grossen Wasserbecken oder Tank und ein paar Jungs mit Eimern, Schwämmen und Schrubbern). Die fünf älteren Herren, die davor sitzen und diskutieren, sprechen ihn natürlich sofort an und mit ein paar Brocken Englisch, Spanisch sowie Deutsch und Händen und Füssen ist der Handel gleich abgeschlossen: Für 20 Pesos (€1,12) ist er dabei! Es dauert aber noch einen Moment, also werden flugs zwei Stühle organisiert und wir dürfen uns mit in die Runde setzen. Die Herren haben ihren Spass mit uns und es tut mir fast leid, als alles erledigt ist und wir schon wieder gehen müssen.

Unser Campingplatz liegt oberhalb eines Flusses, inmitten von Mangobäumen und Palmen und gehört Jean aus Chicago. Er lebt seit 11 Jahren mit seiner Frau, einer Mexikanerin, hier. Als ich uns anmelden will und am Pool vorbeikomme, bleibt mir fast das Herz stehen: Im Wasser treibt doch tatsächlich eine tote Vogelspinne rum! Na toll, das fängt ja wieder mal gut an...

Trotzdem verbringen wir einen schönen Abend draussen, grillen gemütlich und geniessen ein kaltes Corona. Als es dunkel wird, trudeln alle unsere Rentner-Nachbarn ein, die zusammen auf einer Bootstour auf dem See waren: Ainsley und Beryl aus Oregon, deren Kinder James und Ashley aus Wales, Rick und Marty aus Neufundland und Freddy aus Alabama. Alle haben sie ihre Wohnmobile oder Wohnwagen das ganze Jahr hier stehen und treffen sich hier seit 7 Jahren.

Am nächsten Morgen schnappen wir uns Fernglas und Kamera und schauen uns um. Vom Zaun des Campingplatzes aus können wir auf den Fluss und den gegenüberliegenden Regenwald sehen. Dort wärmen sich zwei grosse Leguane auf einem Ast auf. Davor auf einem Baum sitzen jede Menge Kormorane und im seichten Wasser und am Ufer können wir unzählige verschiedene Reiher beobachten. Über uns in den Mangobäumen trällert und zwitschert es in allen Tonarten und -lagen.

Mit dem Taxi fahren wir nach „La Jungla“, einem quasi „Dschungelcamp“, dort soll es Tukane und Brüllaffen geben. Ich sage dem Taxifahrer, er soll uns in 2 Stunden wieder hier abholen und los geht’s durch den Wald. Ca. 1 km führt der Weg durch üppiges Grün bis zum Camp. Wir sehen noch nicht mal eine Ameise...

Dort angekommen, verlangt der Besitzer 50 Pesos (€2,79) pro Person, dass wir uns umschauen und die Toilette benutzen dürfen. Wir laufen durch das kleine Camp direkt am See, dann ein Stück in den Wald, dann noch einen anderen Weg, keine Brüllaffen und erst recht keine Tukane. Eigentlich gibt es hier auch gar keine Wege, ausser dem, den wir gekommen sind.

Nach eineinhalb Stunden machen wir uns enttäuscht wieder auf den Rückweg. Der „Dschungelcamp-Schäferhund“ zeigt uns den Weg. Er läuft die ganze Zeit vorneweg und wenn wir nicht kommen, dann wartet er. Zu drollig. Unterwegs hören wir dann doch noch ein paar Affen, aber nur aus der Ferne.

Wieder an der Hauptstrasse angekommen, bleibt unser „Führer“ noch kurz bei uns stehen, dann macht er sich wieder auf den Rückweg, aber nicht ohne sich noch ein paar Mal nach uns umzugucken.

Unser Taxi kommt pünktlich wieder und bringt uns zurück zum Campingplatz. Dort fallen wir erschöpft und verschwitzt in unsere Stühle.

Unsere gesamten Nachbarn sitzen bereits in gemütlich Runde beisammen und sie fragen uns, ob wir nicht auch kommen wollen. Na klar, wir haben ja nix Besseres vor.

Alle zusammen verbringen wir einen feucht-fröhlichen Nachmittag mit Bier, Tacos und Erdnüssen.

Freddy erzählt mir, dass sie für den Abend einen Tisch im Dorf zum Essen reserviert haben und ob wir mitgehen wollen. Auch da lassen wir uns nicht zweimal bitten.

Um 18 Uhr brechen wir auf, doch vorher zeigt Freddy mir noch eine Wolfsspinne, die wohl in seinem Auto gesessen hat und die er auf den Rasen verfrachtet hat: Nicht so gross wie die Vogelspinne, aber nicht weniger eklig...

Es stellt sich heraus, dass das Restaurant eher ein Privathaus ist. Draussen auf dem Gehweg stehen vier Tische mit Stühlen und drinnen stehen vier Frauen am Herd und bereiten vor. Getränke gibt es nicht, Freddy hat Bier im Kofferraum. Es gibt Tortillas mit Fleisch und Käse drauf, Enchiladas gefüllt mit Käse und gebackene Bananen mit Käse – und das alles für 12 Personen. Für €1,67 pro Person zwar ein Schnäppchen, aber eine wirkliche Mahlzeit ist es halt auch nicht.

Wildlife:

Grün-orange Leguane, Reiher und Geier ohne Ende, Kormorane, 1 Wolfsspinne, 1 tote Vogelspinne, Montezuma-Stirnvögel

Foto(s) des Tages:  
Montezuma-Stirnvogel
Montezuma-Stirnvogel
Herrliche Bougainvilleas am Pool
Herrliche Bougainvilleas am Pool
Wolfsspinne
Wolfsspinne
Datum: 26. - 27.01.2014
Fahrstrecke:

Cholula – Boca del Rio (bei Veracruz)

Tages-Km:
313
Km gesamt: 17196
Wetter:

Morgens 7°C, später bis 28,5°C

Besonderes:

Heute verläuft unsere Tagesetappe zur Abwechslung mal völlig unspektakulär. Wir steigen von 2200 Höhenmetern auf Meeresniveau ab. Die Vegetation wird zunehmend grüner und die Kakteen werden von Palmen, Bougainvilleas und anderen bereits blühenden Bäumen und Büschen abgelöst. Als wir in Boca del Rio ankommen, staunen wir nicht schlecht: Zwischen den neu gebauten Häusern schlängeln sich Kanäle mit jeder Menge Yachten drauf, es gibt ein riesiges Einkaufszentrum mit Kino, die Strassen sind sauber und mit Palmen gesäumt, fast wie in Florida. Wir müssen noch eine Kleinigkeit einkaufen und halten in einem Supermarkt ein paar Meter weiter. An der Einfahrt werden wir von einem Wachmann gefragt, ob wir etwas kaufen wollen (natürlich, was hat der denn gedacht...). Wir bejahen und dürfen einfahren.

Der Laden ist sehr gepflegt, es gibt alles was das Herz begehrt, aber eben so gar nicht typisch mexikanisch. Natürlich kostet auch alles dreimal so viel!

Ein paar Kilometer weiter soll unser Campingplatz sein. Zuerst einmal fahren wir dran vorbei, wie immer gibt es natürlich kein Schild. Das liegt vielleicht auch daran, dass der Platz eigentlich eine abgebrannte, holprige, vertrocknete Wiese ist, die nicht im Entferntesten an eine Übernachtungsmöglichkeit denken lässt. Ganz am Ende des der Wiese steht ein kleines Wohnmobil. Es gehört John, einem etwas verspäteten Hippietyp aus New Jersey. Er kommt bereits seit fast 10 Jahren hierher und liebt die Ruhe und Einsamkeit. Na ja, dass es hier ruhig ist, kann ich mir gut vorstellen...

Er erzählt uns, dass der Platz eigentlich geschlossen ist (warum ist er dann da???), der Besitzer ist aber gerade dabei, ihn wieder herzurichten. Uns ist das ziemlich wurscht, wir brauchen nur einen Parkplatz für die Nacht. Für heruntergehandelte 150 Pesos (€ 8,37) dürfen wir bleiben...

Wildlife:

Pelikane, Reiher

Foto(s) des Tages:  
John aus New Jersey mit seinem Uraltvehikel
John aus New Jersey mit seinem Uraltvehikel
Datum: 25. - 26.01.2014
Fahrstrecke: San Jose de Teotihuacan - Puebla - Cholula
Tages-Km:
128
Km gesamt: 16883
Wetter:

32°C!!!

Besonderes:

Heute Morgen ist auch Mina, die Campingplatzbesitzerin wieder da und begrüsst uns in fast perfektem Englisch. Wir plaudern eine Weile und sie versorgt uns noch mit jeder Menge Informationen zu unserem nächsten Ziel Puebla.

Wir verabschieden uns von allen und machen uns auf den Weg. Heute führt unsere Strasse bis über 2700 Höhenmeter, zu unserer Rechten können wir die beiden Vulkane Popocatepetl und Iztaccihuatl (5465 und 5230 m) sehen, beide Gipfel schneebedeckt.

In Puebla angekommen, nehme ich unsere Reisebibel „Mexican Camping“ von Mike & Terri Church zu Hilfe, dort wird die Anfahrt zum Trailer Park als total einfach beschrieben. Ihr könnt es Euch schon denken – das ist sie natürlich mal wieder nicht. Die beschriebenen Ausfahrtsschilder existieren nicht, es ist einfach gar nichts so wie im Buch beschrieben. Also doch wieder zurück zur Muschi. Sie führt uns dann durch die halbe Stadt (weil wir natürlich schon zu weit für die Umfahrung gefahren sind). Erstaunlicherweise klappt alles jedoch ganz gut bis kurz vor dem Ziel: Wir müssen an einer Kreuzung rechts abbiegen. Die Ampel schaltet gerade auf Rot und wir halten an. Hinter uns ist ein roter LKW, der fast auf uns drauffährt. Er hupt und Nobbi fährt noch ein Stückchen vor. Er hupt wieder und wir denken, man darf hier auch an der roten Ampel rechts abbiegen, wie wir es von Nordamerika gewöhnt sind. Dem ist jedoch nicht so und jetzt wissen auch wir es! Natürlich stehen gleich zwei Polizisten am Rand und winken uns raus. Na super, aber wenigstens können wir gleich unseren Plan ausprobieren, den wir uns für diesen Fall zurechtgelegt haben. Nobbi stellt sich wieder blöd, aber dieses Mal ganz blöd. Zu allem was der Polizist sagt, sagt er „no capito“. So geht das eine ganze Weile, dann soll er aussteigen. Dem einen Polizisten ist das schon zu dumm und er holt den Kollegen. Dieser holt seinen Führerschein aus dem Geldbeutel und bedeutet Nobbi, er soll seinen zeigen. Das versteht er und zückt eifrig einen seiner gefälschten Kärtchen. Ich kann mir das Lachen kaum verkneifen. Jetzt bekommt er einen Vortrag, was er denn falsch gemacht hat, sie laufen zusammen an die Ampel, der Mexikaner gestikuliert wild rum und Nobbi zuckt immer mit den Schultern „no capito“. Es ist einfach zum Brüllen! Und jetzt kommt der absolute Hammer: Auf einmal taucht ein ziviler Mexikaner auf, der behauptet, er sei der Deutsche Honorarkonsul hier in Puebla, spricht aber kein einziges Wort Deutsch und Englisch erst recht nicht! Ich fall gleich aus der Kabine vor Lachen... Er gibt Nobbi seine Visitenkarte (die hat er wahrscheinlich selber gemacht) und verhandelt mit den Bullen. Die sind mittlerweile aber so genervt, dass sie nix mehr mit uns zu tun haben wollen. Ob wir denn gar kein Spanisch sprechen würden und wohin wir denn wollen“, fragt er. Nobbi verneint eisern und zeigt ihm den Campingplatz im Buch. Und dann dürfen wir fahren, ohne Ticket, ohne Strafe. Na also, geht doch!

Ohne weitere Probleme erreichen wir den Campingplatz und bei 32°C (auf 2200 m Höhe!) muss erst mal eine kleine Siesta sein...

Wildlife:

Rabengeier ohne Ende

Foto(s) des Tages:  
Tiertransport auf mexikanisch so...
Tiertransport auf mexikanisch so...
...oder so
...oder so
Datum: 23. - 25.01.2014
Fahrstrecke: Queretaro - San Jose de Teotihuacan
Tages-Km:
272
Km gesamt: 16755
Wetter:

24°C

Besonderes:

Um eine komplette Durchquerung der Stadt in Richtung Süden und damit wieder eventuelle Belästigungen durch korrupte Polizisten zu vermeiden, beschliessen wir, unserer TomTom-Muschi heute frei zu geben und mit der Karte auf meinem Handy zu navigieren. Ein gaaaanz grosser Fehler, wie wir später feststellen mussten. Doch von Anfang: Laut derselbigen Karte müssen wir ein paar Kilometer zurück in die Richtung, aus der wir gestern Nachmittag gekommen sind. Dann geht eine Strasse rechts ab, die durch zwei Dörfer und dann auf unsere gewünschte Strasse führt. Bis zum zweiten Dorf läuft alles nach Plan. Dann jedoch werden die Strassen immer enger, der Asphalt wechselt zu holprigem Kopfsteinpflaster. Und es wird noch enger. Über uns hängen die Stromleitungen ziemlich tief, irgendwann ziehen wir eine mit uns, denke ich. Mittlerweile gibt es schon keinen Fahrbahnbelag mehr, nur noch staubige Piste mit Löchern. Aber laut Karte sind wir vollkommen richtig...

Irgendwann ist die Strasse dann zu Ende und es gibt nur noch einen schmalen, grasbewachsenen, noch holprigeren Feldweg. Die „Autobahn“, auf die wir wollen, ist direkt vor unserer Nase, aber es führt kein Weg dorthin. In ein paar hundert Metern Entfernung sehen wir einen LKW mit ein paar jungen Burschen, die im Begriff sind, ein Haus zu bauen. Wir fahren hin und ich frage, ob es in der Nähe eine Verbindung zu der Strasse gibt. Die Buben schauen sich an und lachen erst Mal. Schliesslich deuten sie in eine Richtung und meinen, dort wäre es eventuell möglich. Einer der drei will mit uns zusammen hochlaufen und die Lage checken. Nobbi will das Auto nicht alleine lassen, also muss ich mit. Oben angekommen gibt es tatsächlich einen Weg, der auf die Autobahn führt. Der Stacheldrahtzaun ist praktischerweise auch schon durchgeschnitten...

Einziges Problem ist ein ziemlich grosser Absatz vom Feldweg auf die Teerstrasse. Kein Problem meint Leandro (wie er sich uns später vorstellt), mein Kumpel und ich stapeln ein paar Steine dazwischen. OK, ich gehe wieder ans Auto und wir fahren ein kleines Stück zurück und dann rechts auf den Feldweg, der uns zu unserem Ziel bringen soll. Nach ein paar Metern allerdings steigt Nobbi aus und geht erst mal zu Fuss den Weg ab. Als er wieder kommt, schüttelt er nur den Kopf, „zu gefährlich, da fahre ich nicht hoch“. Hmmmh... Die Buben kommen uns entgegen und wir sagen ihnen, dass wir zurückfahren. Für ihre Hilfe geben wir ihnen ein paar Dosen Bier, die sie strahlend entgegennehmen. Leandro will uns den „richtigen“ Weg aufzeichnen. Nach einer Weile jedoch sagt er, er fährt mit und zeigt uns den Weg. Er stellt sich aussen an die Fahrertür und hält sich am Spiegel fest. Wir schütteln den Kopf und winken ihn hinein.

Also wieder den ganzen Weg zurück durch die zwei Dörfer und dann der „grossen“ Strasse entlang. Dummerweise geraten wir auch noch in einen Stau und unser junger Freund wird schon ein bisschen nervös, weil er so lange von der Arbeit fortbleibt. Er erzählt mir, dass es in der Gegend sehr wenig Arbeit gibt und er nie weiss, ob er am nächsten Tag überhaupt noch welche hat. Wir sind in ein lebhaftes Gespräch verwickelt – allerdings nur einseitig, ich verstehe so gut wie nix. Als er sein uraltes Handy mit völlig zerbrochenem Display aus der Tasche holt, denke ich, das ist ein klarer Fall für eine unserer Handy-Spenden. Wir setzen Leandro dort ab, wo wir hätten auf die Autobahn auffahren sollen. Nobbi holt ein von uns mitgebrachtes altes Handy hervor und gibt es ihm, er freut sich riesig (Herr Schwerz: Am 23.01.2014 um 12 Uhr mittags hat Dein gespendetes Handy einen neuen mexikanischen Besitzer gefunden, gratuliere!!!).

Ereignislos lassen wir es für die nächsten 250 km rollen und erreichen am späten Nachmittag San Juan de Teotihuacan und richten uns auf dem Campingplatz mitten im Dorf ein. Dieses Mal sind wir nicht die einzigen Gäste (wie fast immer seit wir in Mexiko sind): Dirk und Maria aus Holland und ein Ehepaar aus Quebec teilen den kleinen Platz mit uns.

Dirk und Maria reisen schon seit fast 10 Jahren durch die Welt, die letzten 5 Jahre in Südamerika.

Da die Campingplatzbesitzerin nicht da ist, ist Dirk vorübergehend der „Chef“.

Zusammen mit Nobbi organisiert er an einem Ständchen in der Nähe ein gegrilltes Huhn für € 3,63 und ich muss sagen, ich hatte in meinem ganzen Leben noch kein so köstliches Hühnchen. Ein vollkommen anderer Geschmack als die deutschen Artgenossen, wahrscheinlich liegt es daran, dass sie nur Mais zu fressen bekommen (deshalb sind sie auch so gelb).

Natürlich gibt es viel zu erzählen und rucki-zucki ist der Abend vorbei.

Am nächsten Morgen beeilen wir uns mal ein bisschen, wir wollen zu den berühmten Pyramiden von Teotihuacan.

Der Einfachheit halber krallen wir uns gleich vor dem Campingplatz ein Taxi. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rasen wir die 2 km bis dorthin, für umgerechnet € 1,67 (mit Trinkgeld!!!). Die zwei 2000 Jahre alten Pyramiden (del Sol und de la Luna) sind schon ganz schön beeindruckend. Störend sind allerdings die vielen Händler, die einem ständig nachlaufen und irgendeinen Müll andrehen wollen. Witzig fand ich allerdings, dass fast alle der Händler Englisch und ein paar davon sogar Deutsch gesprochen haben! Schon cool, oder?

Nobbi hat sich auf die kleinere der beiden Steinhaufen gequält – die Stufen sind natürlich nicht genormt und mindestens 50 cm hoch. Ich hab mich unten auf einen Stein gesetzt und mich gefragt, wie die kleinen Mexikaner das machen, die Stufen sind ja so hoch wie deren Knie (also der Durchschnitts-Mexikaner misst sicher nicht mehr wie 1,50 m, quasi alles Hobbits...).

Für den Rückweg stellen wir uns einfach mal an die Strasse und warten ab. Nach ein paar Minuten kommt ein Bus und winkt uns, wir sollen einsteigen. Ich frage ihn, ob er nach San Juan fährt und was es kostet. Jawoll, da fährt er hin, kostet für uns beide € 1,12. Im Dorf angekommen, machen uns unsere Sitznachbarn darauf aufmerksam, dass wir hier aussteigen müssen. Fand ich total nett.

Wir bummeln noch eine Weile durch's Dörfchen, setzen uns auf eine Bank an der Plaza und beobachten den Verkehr und die Menschen. Dann drehen wir noch eine Runde durch die Markthalle. Der Grossteil der Stände verkauft gelbe Hühner, tot mit Kopf und Füssen dran...eklig.

Zurück auf dem Campingplatz sind mittlerweile Richard und Ashley aus Vancouver eingetroffen. Die beiden haben sich ein paar Monate frei genommen und düsen jetzt durch Mexiko und Zentralamerika.

Zum Abendessen gab's mexikanische Kartoffeln und Hering. Irgendwas stimmt mit den Kartoffeln allerdings nicht, ich hab sie über eine Stunde gekocht und sie waren immer noch genauso hart wie roh...und geschmeckt haben sie nach nix. Aber wir sind ja schliesslich im Land des Mais und nicht der Grummbeere, gell...

Wildlife:

Wunderschöne grosse Schmetterlinge in orange, schwarz und gelb

Foto(s) des Tages:  
Die Pyramide der Sonne und die Strasse der Toten in Teotihuacan
Die Pyramide der Sonne und die Strasse der Toten in Teotihuacan
Datum: 22. - 23.01.2014
Fahrstrecke: Guanajuato - Queretaro
Tages-Km:
132
Km gesamt: 16483
Wetter:

27°C

Besonderes:

Unser heutiges Ziel ist nicht ganz so weit und wir können den Tag gemütlich beginnen.

Zuerst noch tanken, dann geht es los. Wieder fahren wir meistens auf 2500 Höhenmetern rum. Die Landschaft ist wie immer trocken und mit den verschiedensten Kakteen bewachsen (in Mexiko soll es 1000 Kakteenarten geben!). Dazwischen kahle kleine Bäume, deren weisse Blüten gerade anfangen zu blühen. Überhaupt fällt mir heute auf, dass hier in der Gegend vieles schon blüht, wie z. B. Oleander, Bougainvilleas und manch andere schöne Blüten, die ich leider nicht alle kenne.

Gleich am Ortsanfang von Queretaro ist unser heutiger Campingplatz. Wir richten uns ein, geniessen noch die Nachmittagssonne und gehen später in das kleine dazugehörige Restaurant. Natürlich sind wir die einzigen Gäste (wie auch auf allen Campingplätzen seit der dritten Nacht in Mexiko). Aus den Lautsprechern tönt schmalzige Latinomusik und der Ober - ein winziger Mexikaner - fragt gleich, ob er den Fernseher einschalten soll. Natürlich verneinen wir (wir verstehen sowieso nix), aber loben die gute Musik. Er strahlt über alle Backen...

Mit zwei Corona extra sind wir dabei, dazu gibt's vom Haus selbstgbackene Tortillas mit Guacamole - sehr lecker. Ich bestelle mir Hähnchen-Enchiladas und für Nobbi gebratenes Fischfilet mit Pommes, Reis und Salat und dazu nochmal zwei Cervezitas. Das mexikanische Essen schmeckt ja ganz lecker, aber es ist meist kaum gewürzt. Ohne jede Menge Salsa dazu schmeckt es relativ fad, finde ich.

Nach dem Essen wollen wir endlich mal unseren ersten Tequila trinken. Ich frage ihn, was er denn so im Angebot hat. Er wieselt hinter die Theke und kommt mit fünf verschiedenen Flaschen wieder angerannt. Natürlich tun wir so, als würden wir uns voll auskennen und wählen dann den, den er uns empfiehlt ;-). Wieder rennt er weg und kommt gleich darauf mit zwei Cognacschwenkern, Limettenscheiben und der gewählten Flasche zurück. Dann schenkt er für mich ein und schenkt ein und schenkt ein, bis das Glas dreiviertel voll ist, Nobbi bekommt sogar noch etwas mehr.

Für insgesamt umgerechnet knapp 20 Euro kann man da nicht meckern, finden wir.

Zufrieden schlüpfen wir in unsere Betten...

Wildlife:

Wie immer, Pferde, Kühe und noch mehr Ziegen

Foto(s) des Tages:  
Mexikanische Baustelle
Mexikanische Baustelle
Datum: 21. - 22.01.2014
Fahrstrecke: Mexquitic - San Luis Potosi - Guanajuato
Tages-Km:
239
Km gesamt: 16351
Wetter:

27°C

Besonderes:

Nach dem Frühstück plaudern wir noch ein Weilchen mit dem sehr netten „Campingchef“ und verabschieden uns dann. Weiter geht es Richtung San Luis Potosi und dort passiert uns genau das, wovor jeder Reiseführer warnt: Wir werden von der Polizei angehalten, weil wir angeblich auf der Strasse, auf der wir gefahren sind, mit unserem Fahrzeug nicht fahren dürfen.

Aber von vorne: Seit wir in Nordamerika unterwegs sind, fahren wir mit einem TomTom Navi und auch für Mexiko haben wir uns die entsprechende Karte gekauft. Bei TomTom ist es allerdings so, die Karten sind zwar nicht sehr teuer, dafür bekommt man aber kurze Zeit nach dem Kauf eine Email, dass die Karte veraltet wäre und man sich ein Update kaufen soll. Haben wir natürlich nicht gemacht und bisher war das auch überhaupt kein Problem.

In Mexiko ist es nun so (wie das z. B. in Marokko auch der Fall war), dass hier ständig neue Strassen gebaut werden. Nun hat unsere „Muschi“ (die vom TomTom - wir haben sie so getauft, weil sie manchmal ein bisschen blöd ist ;-)) natürlich ein Problem – und wir auch. Sie schickt uns also quer durch die Stadt und dann sollen wir rechts abbiegen, was aber wegen der Grösse unseres Fahrzeuges nicht geht (was wiederum nicht Muschis Problem ist, das kann sie ja nicht wissen...). Wir fahren also weiter ein Stück geradeaus und werden von einem Polzeimotorrad mit zwei Polizisten überholt. Sie winken uns, wir sollen hinter ihnen herfahren (Nobbi freut sich schon über die Polizeieskorte ;-). Die beiden fahren eine ungewöhnlich lange Weile vor uns her und halten dann irgendwann an und bedeuten uns, dasselbe zu tun. Ich lasse erst mal Nobbi verhandeln - so unter Männern – er hat das super drauf mit dem „sich-blöd-Stellen“. Als er aber doch nicht weiterkommt, frage ich mal nach. Jetzt wollen die uns doch tatsächlich weiss machen, dass wir auf einer Strasse gefahren sind, die für unser Fahrzeug nicht erlaubt ist. Da wäre wohl ein Schild gestanden...wir haben keins gesehen. Ich glaube die haben zu viel Mais im Hirn! Wahrscheinlich haben die beiden uns erst durch diese Strasse geführt!! Sie zeigen mir eine Art Tabelle, wo alle „Straftaten“ und deren Gebühren aufgelistet sind. Unser „Vergehen“ soll mit 3169 Pesos bestraft werden (das sind runde 177 Euro)!!! Mittlerweile kommt ein Mann mittleren Alters auf mich zu und fragt mich, was die beiden wollen. Ich erkläre es ihm und er sagt, wir sollen denen kein Geld geben, uns die Nummer des Motorrades aufschreiben und auf die nächste Polizeiwache gehen. Wenn das alles so einfach wäre mit meinen paar spanischen Brocken...

Als die beiden Deppen das mitbekommen, setzen sie sich wieder auf's Motorrad und bedeuten uns wieder, ihnen zu folgen. Wir fahren wieder ein paar hundert Meter, dann halten sie wieder an. Nobbi fährt einfach vorbei. Leider sind die Kletten nicht so einfach abzuhängen. Nach einer Brücke halten sie wieder – und wir halt auch. Die Diskussion geht weiter und weiter. Ich sage, wir fahren zum Polizeiposten und sprechen mal mit dem „Chefe“ dort. Dann würden wir ein Ticket bekommen und müssten die 3169 Pesos bezahlen. Bei ihnen würde es nur 1500 Pesos und kein Ticket kosten. Wir lachen nur und ich sage ihnen, das wir das nicht bezahlen. Nach endloser Diskussion geben wir ihnen 500 Pesos (das sind rund 28 Euro) und zufrieden hauen sie ab. Für's nächste Mal haben wir uns schon eine neue Strategie ausgedacht – hoffentlich brauchen wir sie nicht...

Leider ist es so, dass die Polizisten in Mexiko nicht viel verdienen und sich so ihren Lohn aufbessern. Natürlich krallen sie sich nur Gringos, die z. B. zu schnell gefahren sind oder ein Stopp-Schild überfahren haben. Wir halten uns aus diesem Grund generell an die Regeln, aber das besagte Schild haben wir wirklich nicht gesehen (vielleicht weil es gar keins gab?????).

Ziemlich sauer fahren wir weiter Richtung Guanajuato, einem UNESCO-Städtchen auf knapp 2000 m Höhe. Die Anfahrt allein ist schon ziemlich spektakulär: Zuerst überqueren wir einen Pass, der über fast 2700 Höhenmeter führt. Danach geht es steil abwärts ins das hübsche Städtchen, dessen bunte Häuser rundherum am Berg kleben.

Wir übernachten auf einem Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt, dessen Besitzer sogar fliessend Englisch spricht. Endlich ein Mensch, der mich versteht...

Wildlife:

1 Roadrunner (oder auch Rennkuckuck), 1 Rotkardinal

Foto(s) des Tages:  
Unsere "Polizeieskorte"
Unsere "Polizeieskorte"
Auf 2700 m Höhe
Auf 2700 m Höhe
Guanajuato
Guanajuato
Datum: 19. - 21.01.2014
Fahrstrecke: Montahuela - San Luis Potosi - Mexquitic
Tages-Km:
215
Km gesamt: 16112
Wetter:

Morgens 7°C, nachmittags 25°C

Besonderes:

Wir lassen den Tag heute langsam angehen und geniessen noch eine heisse Dusche im blitzsauberen Bad - dann geht's zum Tanken. Das Diesel ist hier 22 Cent billiger als in den USA. Wir sind vorgewarnt, dass die schlecht verdienenden Tankwarte sich ihre Kasse gerne durch die Gringos aufbessern: Die Zapfsäulen werden nicht auf Null gestellt und man bezahlt die Rechnung des vorhergehenden Kunden nochmals mit. Oder die Zapfsäule wird gleich nach Beendigung des Tankvorgangs auf Null gestellt, dann wird einfach ein Preis erfunden. Oder man bezahlt und ein Teil des Geldes wird unauffällig in die Tasche gesteckt und behauptet, es reicht noch nicht. An den hiesigen Tankstellen gibt es keine Kassen wie überall sonst, der Tankwart hat jede Menge Geld in der Tasche und man bezahlt ihn direkt. 

Der unsrige war allerdings ehrlich, ich glaube er wollte zum Schluss noch ein Geschenk (so habe ich das jedenfalls verstanden), aber wir haben's einfach nicht kapiert...

Die Strasse scheint heute wieder endlos durch Yucca- und Kakteen-Wälder zu führen, ganz schön langweilig. In einem Dorf unterwegs kommt uns auf der Gegenfahrbahn ein mexikanischer Cowboy hoch zu Ross entgegen, mit typischem weissem Hut, tollen Sporen und offensichtlich seinem Sonntagshemd.

Gegen 15.30 Uhr erreichen wir den heutigen, an einem kleinen See gelegenen Campingplatz in Mexquitic (nordwestlich von San Luis Potosi). Der Campingplatzchef zeigt uns die Örtlichkeiten und empfiehlt uns ein kleines Fest um die Ecke, mit Mariachis (das sind die typischen mexikanischen Musiker mit den Sombreros und den Schnulzen-Liedern), Essen, Bier und Tequila. Hungrig wie wir sind, machen wir uns gleich auf den Weg. Natürlich sind wir die Attraktion dort. Wir können uns mit Händen, Füssen und ein paar Wörtern zwei Bier und vier Gorditas (mit Käse, Fleisch oder Eiern gefüllte Teigtaschen aus Maismehl) organisieren (alles zusammen für 3 Euro!!!). Die Mexikaner aussenrum lachen sich zwar fast kaputt, aber jeder winkt uns zu und versucht zu helfen. Schmecken tun die Dinger allerdings nach nix, aber ein schönes Erlebnis ist es trotzdem. Auch die Mariachis sind nicht wie erwartet und bestehen leider nur aus zwei Gitarristen mit Cowboyhut...

Ein wunderschöner Sonnenuntergang beschliesst mal wieder unseren Tag.

Kurzfristig beschliessen wir, noch eine Nacht hier zu verbringen. Nobbi will ein paar Wartungsarbeiten an der Träwwelschees durchführen und dass ich nicht so unnötig rumsitze, schneide ich mir mal selber die Haare - dank Youtube ein Kinderspiel: Haare nass machen, mittig auf dem Oberkopf stramm zusammenbinden (wie die Susi im Film „Kohliesels Töchter“) und das Ende des so entstandenen Zopfes auf gewünschte Länge kürzen. Dann den Zopf wieder lösen und – je nach Wunsch – noch weiter dran rumschnippeln. Das klingt total einfach, ist es aber nicht. Der erste Teil klappt super, dann fangen die Schwierigkeiten an: Teilweise hängen noch zu lange Zipfel rum, dann ist es zu lang, dann ist eine Seite länger als die andere, die Stufen sind unterschiedlich und am Schluss...ist es zu kurz! Meinen Friseur hätte ich jedenfalls verklagt für diesen Pfusch...

Nacht getaner Arbeit lassen wir uns für den Rest des Nachmittags die Sonne auf den Pelz scheinen und geniessen die Wärme. Später bekommen wir Besuch von dem kleinen Hund der Campingplatzbesitzer. Nobbi füttert ihn mit einer Scheibe Schinken und hat – wer hätt's gedacht – somit einen neuen Freund für's Leben gefunden. Bis es dunkel wird weicht der Vierbeiner nicht von unserer Eingangstür...

Wildlife:

Nix Wildes, nur Pferde, Kühe. Ziegen und jede Menge Hunde

Foto(s) des Tages:  
Nobbis neuer bester Freund
Nobbis neuer bester Freund
Fortbewegung auf mexikanisch so...
Fortbewegung auf mexikanisch so...
...oder auch so
...oder auch so
Datum: 18. - 19.01.2014
Fahrstrecke: Saltillo, Mexiko - Montehuela
Tages-Km:
261
Km gesamt: 15897
Wetter:

Morgens 7°C, später 18°C

Besonderes:

Nach dem Frühstück plaudern wir noch eine Weile mit unseren Nachbarn, tauschen Email-Adressen aus und dann geht es weiter – immer Richtung Süden. Wir fahren nun durch die Sierra Madre und links und rechts von uns erheben sich diese herrlichen Berge. Wir fahren meist auf einer Höhe von 1700 m, einmal erreichen wir sogar 2200 m! Die Vegetation beschränkt sich weiterhin auf endlose Yucca-Wälder, Agaven und andere Kakteenarten. Im Hintergrund sehen wir sogar noch verschneite Berggipfel. Von Zeit zu Zeit kommen wir an kleinen Örtchen vorbei, überall am Strassenrand wird Essen verkauft – für die unzähligen LKW's, die hier unterwegs sind.

Gegen 14 Uhr erreichen wir Montehuela, eine Stadt auf knapp 1600 m ü. M. Hier gibt es einen Walmart und den müssen wir uns unbedingt anschauen...

Der Parkplatz ist – nachdem wir die riesigen amerikanischen gewohnt waren – winzig und alles parkt wild durcheinander. Zwei junge Burschen winken uns in eine Lücke ein und putzen für ein paar Pesos noch unsere Frontscheibe.

Walmart selbst ist genauso ein Durcheinander: In einem Regal stehen die Dosenkonserven, daneben Teile für das Auto, dann Teppiche und Gardinen neben Obst und Gemüse. Der Hammer allerdings ist ein riesiger Lautsprecher auf dem Boden in der Obst- und Gemüseabteilung, aus dem lautstark spanische Musik dröhnt...

Nicht zu schlagen sind allerdings die Preise: Wir haben für 6 Bier, eine Flasche Sangria, 13l Wasser, Käse, Salami, 1 Riesenjoghurt, 2 Croissants und jede Menge Früchte und Gemüse umgerechnet nur 19 Euro bezahlt, das ist schon klasse!

Die beiden netten „Fensterputzer“ winken uns anschliessend wieder aus unserer Parklücke heraus und wir beziehen wieder Quartier auf einem RV-Park eines Hotels – diesmal jedoch mit blitzsauberen sanitären Anlagen und grosszügigem Grundstück zum gleichen Preis wie gestern.

Ein Ehepaar aus Minnesota, das schon seit 30 Jahren nach Mexiko in Urlaub fährt und auf ihrem Abendspaziergang bei uns hängenbleiben, gibt uns noch viele wertvolle Tipps zu Sehens- und Nichtsehenswürdigkeiten.

Wildlife:

Wieder die Geier, die scheint es hier in unendlicher Fülle zu geben

Foto(s) des Tages:  
Durcheinander am Strassenrand
Durcheinander am Strassenrand
Schneebedeckter Gipfel der Sierra Madre - erinnert uns sehr an den Hohen Atlas in Marokko
Schneebedeckter Gipfel der Sierra Madre - erinnert uns sehr an den Hohen Atlas in Marokko
Datum: 17. - 18.01.2014
Fahrstrecke: Laredo, Texas - Saltillo, Mexiko
Tages-Km:
400
Km gesamt: 15636
Wetter:

Morgens 10°C, nachmittags sehr warm

Besonderes:

Eigentlich wollen wir um 8 Uhr am Zoll sein, durch eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ kommt es allerdings ein bisschen anders: Nach reiflicher Internet-Recherche haben wir uns für den Grenzübergang Colombia Solidarity International Bridge westlich von Laredo entschieden. Wie weit westlich, haben wir allerdings unterschätzt. Wir fahren also westlich, aber nach einer Weile kommt uns das komisch vor so ohne Schilder. Also drehen wir um und fangen nochmal von vorne an. Als wir dann von der anderen Seite kommen, steht ein riesengrosses Hinweisschild für die Brücke vor uns und es weist genau in die Richtung, aus der wir gekommen sind...

Um 9.15 Uhr erreichen wir dann doch den Grenzübergang. Wir stellen das Auto ab und gehen zum Schalter der „Migracion“, dort bekommen wir die „Turist Card“, die uns einen Aufenthalt von 180 Tagen erlaubt. Dann geht es weiter zum „Banjercito“. Nach Abgabe von Reisepässen, Führer- und Fahrzeugschein sowie deren Kopien, wird es wieder schwierig mit der Kategorisierung unseres Fahrzeuges. Dazu muss die junge Dame dieses besichtigen, Nobbi trabt hinterher. Ich stehe allein am Schalter in dem weissgefliesten grossen Raum, hinter mir kehren zwei Mexikaner unermüdlich mit Strohbesen stereo die Fliesen...wusch-wusch...wusch-wusch...ansonsten Totenstille. Für einen Moment komme ich mir vor wie im falschen Film. Schliesslich kommen die beiden zurück, dann müssen erst die Kolleginnen die Fotos bestauen und dann endlich bekommen wir die Papiere für das Auto (das darf 10 Jahre in Mexiko bleiben, das versteht auch keiner...) sowie einen Aufkleber für die Windschutzscheibe. Dann noch 52 Dollar für die Visa und 47 Dollar für das Auto bezahlen – und schon sind wir hier fertig. Nächste Station ist die obligatorische Autoversicherung. In der „Zollabfertigungshalle“ ist ein kleines (ca. ½ auf 1 m) verglastes Räumchen, in dem sich eine mittelalterliche Mexikanerin mit offensichtlich ihren Töchtern über ihr Frühstück hermachen. Dort gibt es die Autoversicherung (sehr vertrauenserweckend und Nobbi hat gedacht das sind die Putzfrauen, wie er mir später gesteht...). Da die Dame ausschliesslich Spanisch spricht, wird kurzerhand ein Englisch sprechender Mexikaner herbeigerufen. Für 334 Dollar bekommen wir unser Fahrzeug für 1 Jahr versichert (für 6 Monate kostet es genauso viel), die Summe muss natürlich cash bezahlt werden. Hoffentlich müssen wir die Versicherung nie in Anspruch nehmen...

So, jetzt sind wir hier soweit fertig und könnten uns aus dem Staub machen. Zuvor müssen wir aber noch zu den amerikanischen Beamten und unsere Einreisekarte aus dem Reisepass herausnehmen lassen, sonst sind wir nicht offiziell ausgereist. Das Gebäude ist allerdings auf der anderen Seite der Brücke...

Zu Fuss machen wir uns auf den Weg. Schon von Weitem winken uns die grinsenden Beamten zu sich: Sie haben uns gesehen, als wir rübergefahren sind. Warum wir nicht angehalten hätten... Sehr witzig, wir mussten durch die Zahlstelle der Brücke, die genau im Anschluss an den Grenzposten ist. Können wir ja nicht wissen! Aber es ist schön, mal ein paar amerikanische Grenzbeamte lachen zu sehen, das ist wirklich selten...

Wieder zurück an der Träwwelschees, geht es endlich weiter - ca. 30 Meter, dann wollen drei Beamte ins Innere schauen. Natürlich sind sie wieder mal nur neugierig und machen nur halbherzig ein paar Stauklappen auf. Wir dürfen fahren!

Es ist einfach immer wieder ein spannendes Erlebnis – egal wo auf der Welt – über eine Landesgrenze zu fahren (vor allen Dingen wenn man der Sprache nicht sehr oder gar nicht mächtig ist).

Gleich hinter der Grenze tauchen wir in eine ganz andere Welt: Die Strassen sind mies und der Plastikmüll liegt in Hülle und Fülle am Strassenrand herum. Natürlich verfahren wir uns gleich schon wieder, weil es keine ordentlichen Schilder gibt. Wir passieren einen Militärposten und winken den Männern fröhlich zu. Nach ein paar Minuten kommen wir von der anderen Seite wieder zurück und da müssen sie doch alle lachen. Mit Händen und Füssen erklären sie uns den richtigen Weg. Um dem durch Drogenkriege unruhigen Norden schnell zu entkommen, nehmen wir die mautpflichtige Autobahn Richtung Süden. Wir kommen nochmal durch eine Kontrolle, sogar mit Röntgengerät für LKW's. Wir müssen aber nur die Papiere vorzeigen und dürfen gleich weiterfahren.

Die Landschaft ist hier noch karger als im Süden von Texas, Kakteen, niedrige Büsche und jede Menge Yucca-Palmen, sonst nix. Die Häuser sind meist in einem katastrophalen Zustand, ganz so schlimm habe ich es mir eigentlich nicht vorgestellt.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Saltillo, wo wir auf dem zugehörigen RV-Park eines Hotels einchecken. Während ich versuche, die Formalitäten mit meinem beschränkten spanischen Wortschatz zu erledigen, unterhält sich Nobbi schon wieder mit einem älteren Ehepaar aus Quebec, das zusammen mit einem befreundeten Ehepaar aus Frankreich in ihren Pickup-Campern auch hier übernachtet. Na super, konnten das nicht „gemeine“ Kanadier sein, mit denen man sich ordentlich in Englisch unterhalten kann...

Für 25 Dollar die Nacht bestehen die sanitären Anlagen aus einer Toilette und einer Dusche pro Geschlecht. Heisses Wasser gibt es manchmal, manchmal eben nicht. Die Dump-Station für unseren Abwassertank kann nur eine geringe Menge auf ein Mal aufnehmen, dann muss Nobbi den Schieber wieder zumachen und warten, bis es abgelaufen ist. Alles in allem eine sehr mühselige Angelegenheit. Aber es ist sehr ruhig und wir sind umringt von Palmen...

Wildlife:

 

Jede Menge Rabengeier

Foto(s) des Tages:  
Sierra Madre
Sierra Madre
Yucca-Palmen überall
Yucca-Palmen überall